Großaktionstag gegen die WAA

Oberpfälzer Bürgerinitiativen sowie die bayerische Anti-AKW- und Friedensbewegung wollen am Baugelände demonstrieren  ■  Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) - Unter dem Motto „WAA-Baustopp sofort“ rufen die Oberpfälzer Bürgerinitiativen gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, die bayerische Anti-AKW-Bewegung und die bayerische Friedensbewegung für den 15.Oktober zu einem „Großaktionstag“ auf. Gerade die 880.000 EinwenderInnen gegen die WAA sind aufgerufen, „ihren Protest praktisch zu zeigen“. Die OrganisatorInnen erwarten etwa 20.000 TeilnehmerInnen zu den diesjährigen Herbstaktionen. Im vergangenen Herbst waren rund 40.000 WAA -GegnerInnen trotz eines Verbots zum Bauzaun gezogen.

Im Gegensatz zu 1986 und 1987 wird es in diesem Jahr in der Woche vor der Demonstration keine Blockadeaktionen geben. Teile der Oberpfälzer Autonomen sowie das Infobüro in Altenschwand haben sich aus der Vorbereitung des Aktionstags zurückgezogen. Sie stehen nicht hinter dem Konzept der „massenhaften Großaktionen“, das sich anders als im Vorjahr reibungslos im „Koordinationskreis Herbstaktionen 88“ durchgesetzt hat. Diese Harmonie in der Vorbereitungsgruppe erklärt sich Erna Wellnhofer vom Vorstand der Schwandorfer Bürgerinitiative damit, daß die WAA-AktivistInnen ihre ganze Energie für den WAA-Erörterungstermin in Neunburg aufgebraucht hätten. Durch den abrupten Abbruch des Erörterungstermins in Neunburg am 12.August durch das bayerische Umweltministerium sind, so Erna Wellnhofer, „Ohnmachtsgefühle und Frust“ entstanden. Dem soll durch den Großaktionstag entgegengewirkt werden.

Blockadeaktionen seien jedoch nicht zu verwirklichen, da die Zeit zur Vorbereitung derartiger Aktionen gefehlt habe. Zudem hätten die Erfahrungen vom Vorjahr gezeigt, daß die WAA-Errichter geplante Blockaden ins Leere laufen lassen. So wurde damals der Baustellenverkehr an dem entsprechenden Tag nahezu eingestellt.

Nach den 87er Prügelorgien der am Bauzaun eingesetzten Polizeikräfte, darunter die Berliner „Spezialeinheit für besondere Lagen und einsatzbezogenens Training“, wollen die Organisatoren der Großaktionstages „jeder Konfrontation mit der Polizei aus dem Wege gehen“.

Deshalb ist eine geschlossene Demonstration entlang des Bauzaunes geplant, von wo es dann ohne Aufenthalt wieder zurück zur Abschlußkundgebung in Wackersdorf gehen. Auf dem dortigen Volksfestplatz soll dann ein Kulturfest stattfinden.

Mit einem breiten Bündnis, so Hannes Bojarski vom „Koordinationskreis“, soll in diesem Jahr das Demonstrationsrecht am Bauzaun durchgesetzt werden. Daß die bayerische SPD und der Bund Naturschutz (BN), der bayerische Landesverband des BUND, die im Vorjahr nicht zur Demonstration aufgerufen haben, das Konzept des Aktionstages unterstützen und damit auch den Marsch zum Bauzaun, wertet Bojarski als „neue Qualität“. Im Falle eines erwartungsgemäßen Verbotes wollen sich BN und SPD jedoch nur an der Auftaktkundgebung und am Kulturfest beteiligen.

Mit dezentralen Veranstaltungen zum Thema Atommülltransporte im Vorfeld des Großaktionstages wollen die Veranstalter darauf hinweisen, daß bereits für Ende 1989 die ersten Transporte radioaktiven Abfalls in das nahezu fertiggestellte Brennelementeeingangslager der WAA zu erwarten sind.