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Kein Spaltprodukt

■ Südafrika bleibt in der IAEA

Die Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) hat sich wieder nicht zur Suspendierung Südafrikas durchringen können. Dabei ist der Ausschluß der Atomiker vom Kap überfällig; erstens wegen der beharrlichen Verweigerung Pretorias, den Vertrag über die Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen zu zeichnen und seine geheimen Atomanlagen internationalen Inspektoren zu öffnen, zweitens als spürbare Sanktion des weltweit geächteten Apartheid-Systems.

Aber die für einen solchen Ausschluß notwendige – und rechnerisch vorhandene – 2/3-Mehrheit der Dritten Welt und des Ostblocks setzte gegen die westlichen Regierungen lediglich eine „Verurteilung“ durch. Papier für die Aktenablage der UNO und den Papierkorb in Pretoria. Die Schwarzafrikaner hatten ihren Ausschlußantrag gar nicht erst gestellt. Denn die Sowjetunion hatte schon vorab ihre Ablehnung signalisiert, um die heiklen Angola-Gespräche nicht durch „diskriminierende“ Akte zu gefährden, so die vorgeschobene Begründung. In Wirklichkeit zeigt der alljährliche Wiener Seiltanz: Im Kern ist die internationale Atom-Gemeinde nicht spaltbar. Im strahlenden Business herrscht global zwar Konkurrenz, aber kein Interessengegensatz zwischen den Machtzentralen in West und Ost, gegenüber der Dritten Welt schon gar nicht.

Aufgegangen ist die Rechnung der Rassisten: Die militärischen Optionen ihres Atomprogramms sind zweitrangig. Im Bürgerkrieg ist eine Atombombe nutzlos; auch ihr Einsatz gegen die Frontstaaten wäre unsinnig. Pretorias Drohgebärde mit der eigenen Bombe dient vielmehr als politischer Faustpfand im internationalen Poker um die Isolierung Südafrikas. Nicht umsonst kokettierten die Rassisten kürzlich auf einem Geheimtreffen mit Vertretern der UdSSR, der USA und Großbritanniens mit der Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages just in dem Moment, als sich im US –Kongreß endlich eine Front für härtere Sanktionen abzeichnete.

Thomas Scheuer

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