Friedliches Sprengel

■ Hannover: erste Klagen gegen Kündigung / Jetzt mehr Unterstützung für Bewohner

Hamburg/Hannover (taz) - Hannovers Polizei und Verwaltung unter Oberstadtdirektor Hinrich Lehmann-Grube (SPD) warten derzeit vergebens auf einen Anlaß, die Bewohner des ehemals besetzten Sprengel-Geländes schon vor Ablauf des Kündigungsverfahrens zu räumen. Seit über einer Woche ist es rund um die alte Schokoladenfabrik ruhig, auch die Kündigung des Leihvertrages am vergangenen Donnerstag änderte daran nichts. Anfang dieser Woche werden die Klagen für einen Großteil der Bewohner zum Amtsgericht gebracht. In einer Erklärung bezeichnen die Sprengel-Bewohner die Kündigung als „eindeutig rechtswidrig“. In den von Lehmann-Grube aufgelisteten Straftaten befänden sich u.a. sogar Fälle, bei denen die Polizei die Täter bereits ermittelt habe - ein Zusammenhang mit den Sprengel-Leuten fehle nachweislich.

Wie berichtet, hatte Lehmann-Grube mit Rückendeckung der hannoverschen SPD-Fraktion den Bewohnern bereits zehn Wochen nach Unterzeichnung des Leihvertrages für Teile der Fabrik wieder gekündigt. Wegen der angeblich vom Sprengel-Gelände ausgehenden „Unruhe“ in Hannovers Nordstadt sei die „Geschäftsgrundlage des Vertrages“ hinfällig. Von „Unruhe“ kann derzeit jedoch keine Rede sein. Daß sich daran nichts ändert, hofft ein Bündnis linker Gruppen, die in Zusammenarbeit mit Bewohnern eine Art Befriedungsgruppe bilden. Sie wollen darüber wachen, daß die Situation nicht durch unbedachte Aktionen von „Sprengel-Touristen“ eskaliert. Entgegen dem in der Öffentlichkeit vermittelten Eindruck gebe es sehr wohl Unterstützung aus der linken Szene, erklärte der Grünen-Abgeordnete „Pico“ Jordan gegenüber der taz. Anwalt Hinterthür stellte klar, daß er Bewohner, die er vor der Mandatsübernahme nicht persönlich kannte, in Zusammenarbeit mit anderen Anwälten vertritt.

Axel Kintzinger