Giftmüll an die Stadtgrenze?

■ Senat plant Hochsicherheitsbau für 1.000 Tonnen Giftmüll / Umweltsenator Starnick sucht Baufläche / Standort an der Stadtgrenze in Zehlendorf im Gespräch

Der Senat plant den Bau einer „Hochsicherheitszwischendeponie“ für giftigen Sondermüll. So umschrieb gestern der Technische Direktor der Stadtreinigung (BSR), Fischer, das Vorhaben, das gestern auch von Umweltsenator Starnick (FDP) bestätigt wurde. Sein Sprecher von Bargen beharrte jedoch darauf, daß es dem Senat nur um ein „Regallager“ ginge. BSR-Direktor Fischer nannte ein Fassungsvermögen von 1.000 Tonnen Sondermüll. Er schätzte die Baukosten auf 15 Millionen Mark, vor allem zugunsten „extremer“ Sicherheitsvorkehrungen.

Die BSR habe den Umweltsenator gebeten, eine Baufläche zu suchen, erläuterte der BSR-Direktor gestern der taz. Offiziell wollte die Senatsbehörde gestern keine Fragen nach der Standortsuche beantworten. Inoffiziell erfuhr die taz von zwei Ideen des Hauses. Zum einen wurde eine Waldfläche nahe Albrechts Teerofen in Zehlendorf genannt, die mit dem letzten Gebietsaustausch an West-Berlin gekommen war, zum anderen der Standort eines bisherigen Gaswerks. Fischer gab den Platzbedarf der Anlage mit zwei bis drei Hektar an. Die BSR will auf dem Gelände allerdings neben der Sondermüll -Zwischenstation auch ein Tanklager errichten, um dort PCB -verseuchtes Altöl zwischenzulagern. Wie Fischer bestätigte, ist noch ungeklärt, ob der Betrieb dieses Tanklagers der BSR zugestanden wird. Außer dem städtischen Betrieb ist auch die private Firma SAG Schüttler im Gespräch. Laut Starnick -Sprecher von Bargen soll in der „Lagerhalle“ anfallender Sondermüll solange zwischengelagert werden, bis das Gift in Verbrennungsanlagen oder auf Deponien geschickt werden kann. Fischer sprach von Sondermüll, der bei Firmenauflösungen oder Havarien überraschend anfalle. „Höchstens ein viertel Jahr“ bleibe der Müll jeweils in dem Gebäude, das mit einer Deponie eigentlich nichts zu tun habe, wies auch Fischer anderslautende Informationen der AL zurück. Die Partei hatte gestern einen Senatsentwurf für einen Abfallentsorgungsplan bekanntgemacht, in dem der Bau einer Sondermülldeponie vorgeschlagen wird. „Absoluter Unsinn“, dementierte von Bargen.

hmt