Mehr Geld aus Japan

■ Die Regierung in Tokio will einen eigenen Kredittopf zugunsten des IWF aufmachen und will höhere Stimmrechtsquote im IWF / Stoltenberg: Japaner leisten aber weniger Entwicklungshilfe

Berlin (taz) - Japan vor - das ist derzeit die Devise in der Weltbank und dem Weltwährungsfonds (IWF). Auf der Sitzung des Interimskomitees, des Lenkungsausschusses des IWF, kündigte der japanische Vertreter jetzt an, daß sein Land einen eigenen Kredittopf aufmachen wolle zugunsten des IWF.

Daraus sollten diejenigen Länder zusätzliche Mittel erhalten, die sich den Anpassungsprogrammen des Fonds unterworfen haben. Über genaue Summen wurde bislang noch nichts bekannt. Die Ankündigung ist Bestandteil einer Zusage, die die japanische Regierung im vergangenen Jahr machte: 30 Milliarden Dollar will das Land zusätzlich in die Weltwirtschaft pumpen, um die hohen japanischen Außenhandels -Überschüsse abzubauen.

So wurde denn auch bestätigt, daß das Land einen höheren Quoten- und Stimmenanteil im IWF anstrebt. Ein Beschluß sei in dieser Sache noch nicht gefallen, stehe aber auf der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank an, wenn über eine allgemeine Quotenerhöhung befunden werden soll.

In der Weltbank wurde der Stimmrechtsanteil Japans bereits bei der letzten Kapitalerhöhung erweitert. Im übrigen bestätigte der Vorsitzende des Komitees, der niederländische Finanzminister Onno Ruding, die Meinung aller Beobachter der gesamten Währungs-konferenz: „Auf der Sitzung trat nichts Spektakuläres zutage.“ Man sei zufrieden über die weltwirtschaftlichen Aussichten und wolle in der Schuldenstrategie weiter fortfahren wie bisher. Das Interesse für eine Erhöhung der Kreditmöglichkeiten des IWF, der Sonderziehungsrechte (SZR), ist laut Ruding spürbar gestiegen, so daß auf einer der nächsten Sitzungen des Fonds ein entsprechender Beschluß gefaßt werden könnte.

Auf einer anschließenden Pressekonferenz fühlte sich Bundesfinanzminister Stoltenberg aufgrund des japanischen Vorstoßes etwas in der Defensive. Stoltenberg wollte jedoch den Japanern keinen neuen Punkte-Vorsprung überlassen: Die Japaner würden dafür erheblich weniger an öffentlicher Entwicklungshilfe leisten als die Bundesrepublik. Bundesbankpräsident Karl Otto Poehl signalisierte auf derselben Pressekonferenz, daß die Bundesrepublik sich jetzt auch für eine Erhöhung der SZR einsetze.