: Aids-Handschuhe im Verbandskasten
■ Die neue Straßenverkehrsordnung tritt am ab 1.Oktober in Kraft / Auf deutschen Wegen soll alles seine Ordnung haben
Berlin (ap/taz) - Bis zum kommenden Samstag müssen alle AutofahrerInnen ihren Verbandskasten neu packen. Am Wochenende tritt nämlich die neue Straßenverkehrsordnung in Kraft. Sie schreibt vor, daß dem grünen Köfferchen zwei Dreieckstücher entnommen werden dürfen und durch zwei Paar Einmalhandschuhe ersetzt werden müssen. Diese sogenannten Aids-Handschuhe sollen bei Erster Hilfe am Unfallort vor Ansteckung schützen.
Einer entsprechenden Gefahr sind ordentliche Lkw -FahrerInnen, die „gefährliche Güter“ transportieren, künftig nicht mehr ausgesetzt. Sie werden sich nämlich bei Nebel, Schneefall und Sichtweiten von weniger als 50 Metern so verhalten, „daß eine Gefährdung anderer ausgeschlossen ist“. Gegebenenfalls muß der Lkw am nächsten Parkplatz abgestellt werden. Diese neue und außerordentlich strenge Vorschrift wertet die Nachrichtenagentur ap als „Konsequenz aus der Tanklasterkatastrophe von Herborn, bei der sieben Menschen starben“.
Darüberhinaus begünstigen die neuen Regelungen des 100seitigen Änderungskataloges vor allem die „schwächeren“ VerkehrsteilnehmerInnen: FußgängerInnen, Behinderte und RadfahrerInnen. So ist das Überholen an Fußgängerüberwegen künftig verboten. „Rollstuhlfahrer müssen ebenso wie Fußgänger an Zebrastreifen bevorzugt behandelt werden“, schreibt ap ohne Angabe von Einzelheiten, wie etwa eventuellen Kaffeeservice. Radelnde Kinder - bis zum vollendeten achten Lebensjahr gehört ihnen der Bürgersteig, wenn kein Radweg vorhanden ist - müssen absteigen, wenn sie die Fahrbahn überqueren wollen. MofafahrerInnen haben sich fernzuhalten von Radwegen, dürften aber rechts wartende Fahrzeuge noch weiter rechts überholen und „beispielsweise bis zur Ampel vorfahren“, weist 'ap‘ den Weg.
Eine der bedeutendsten Neuerungen betrifft den „letzten Mann im Stau“ - Frauen halten bekanntlich den Verkehr vorne auf. Er darf jetzt ganz offiziell die Warnblinkleuchte einschalten.
peb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen