Mysteriöse Pampelmusen bei Bolle

■ Wo kommen eigentlich die dicken gelben Früchte her?

Boykott von Früchten aus Südafrika gehört nicht mehr nur zum Protest einiger weniger Rassisten-Gegner, sondern ist für die meisten VerbraucherInnen ein unumgängliches Muß. Dieser Fakt ist ebenfalls südafrikanischen Exporteuren bewußt, die, nach Auskunft der Anti-Apartheid-Bewegung durchaus legal, ihre Produkte gerne über von ihnen abhängige Drittländer wie Lesotho und Swaziland ausführen, um das unliebsame Etikett südafrikanischer Herkunft zu umgehen. Auch den hiesigen Händlern dämmert es inzwischen, daß mit Apartheids-Früchten keine müde Mark mehr zu machen ist. Manchem gewitzten „Koofmich“ scheint selbst die Herkunft Swaziland noch zu verkaufsunsicher. Es liegt schließlich in unmittelbarer Nachbarschaft von Südafrika, die Umgehungstaktik des Apartheid-Staates ist nicht unbekannt, und bei diesen kritischen VerbraucherInnen kann man ja schließlich nie wissen. So bot die Bolle-Filiale in der Rheinstraße vergangene Woche prallgelbe Grapefruits aus Zypern an. Bei näherem Hinsehen auf das Streifenetikett am Netz stellte sich jedoch heraus, daß die Früchtchen ein „Produce of Swaziland“ waren. Die Obstverkäuferin, auf diesen Widerspruch und die mögliche Herkunft aus Südafrika angesprochen, reagierte ertappt und mithin wütend. Da stünde nichts von Südafrika und wo Swaziland liege wisse sie nicht, aber wenn Zypern drauf steht, dann stammen sie auch aus Zypern.

Anderntags im selben Laden. Das Schild mit Hinweis „Herkunft: Zypern“ war verschwunden, die Streifenetiketten an den Netzen deutlich erkennbar abgeschnitten. Die Grapefruits kamen plötzlich von nirgendwo her. Ein Anruf in der Bolle-Zentrale brachte zunächst wenig Erhellendes. Dort war zu erfahren, daß zwar rote Grapefruits aus Argentinien importiert würden. Was jedoch die gelben anginge, müsse man erst Rücksprache mit dem verantwortlichen Einkäufer halten. Diese Rücksprache dauerte reichlich lang, denn erst am nächsten Tag erfolgte die gewünschte Auskunft. Mit detaillierter Beschreibung der politischen Lage von Swaziland wurde mitgeteilt, daß keinerlei Früchte aus Zypern importiert würden, sondern tatsächlich aus Swaziland, das „ein völlig unabhängiges Königreich ist und mit Südafrika nicht das geringste zu tun hat“. Da hat Bolle ja noch mal Glück gehabt, oder?

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