Frech, krumm, ölig,high: Ein Herz für Fünfen / Filzballerei / Verfochten / Medaillenspiegel / Rosskopf / Boxen

Regierender Bürgermeister, ist durch die Banker-Banketts beim IWF nicht ausgelastet. Gestern schickte er nach Korea pausenlos Beileidsbekundungen, die er Glückwunschtelegramme nannte. „Die Daumen gedrückt“ hätte er „bis zuletzt“, obwohl die Berliner Olympia-Segler Joachim und Wolfgang Hunger (trotz Berlin-Status freiwilliger Bundeswehr-Stabsarzt zur See) „auf den letzten Metern noch kentern mußten“. Fünfter Platz: „Herzlichen Glückwunsch“. Ähnlich seine tröstenden Worte für den Boxer Sven Ottke, auch aus der, so Diepgen, „Sport- und Olympiastadt Berlin“: „Herzlichen Glückwunsch zum fünften Platz“. Die Seglerinnen Susanne Meyer und Katrin Adlkofer erfuhren, daß „nicht jeder bei Olympia 'vergoldet‘ werden kann“, schon gar nicht „bei den Wind- und Wasserverhältnissen von Pusan“. Also auch hier „Herzlichen Glückwunsch“ zum, natürlich, Berliner Stammplatz: fünf. Die bundesdeutschen SeglerInnen schafften nach den gestrigen Schlußfahrten erstmalig seit 1956 keine einzige Medaille. FILZBALLEREI: So nah an einer Niederlage war Steffi Graf das ganze Jahr noch nicht. Im entscheidenden dritten Satz des olympischen Viertelfinales führte ihre Gegnerin Larissa Sawtschenko (UdSSR) schon 3:1. Doch dann zeigte Graf laut dpa „wilde Entschlossenheit“, und schließlich „schaltete die Grand Slam-Siegerin den Turbo ein“. Der steht nicht auf der Liste unerlaubter Hilfsmittel, und so konnte nichts mehr schiefgehen: nach 6:2 und 4:6 gewann sie mit Motor alle Spiele und den letzten Satz noch 6:3. Ihrer Gegnerin zollte die Gräfin nachher Dank: „Ab und zu tut es ganz gut, mal ein Spiel nach einem Rückstand zu gewinnen.“

Im Halbfinale trifft Graf auf die US-Amerikanerin Zina Garrison, die gegen Pam Shriver 6:3 und 6:2 gewann. Die Endspielgegnerin ermitteln Gabriela Sabatini (6:4, 6:3 gegen Zwerewa) und Manuela Malejewa (6:3, 6:4 gegen Raffaela Reggi). VERFOCHTEN: Nach Siegen gegen Angstgegner Italien und die DDR unterlag die bundesdeutsche Männer-Florett-Mannschaft gegen die Sowjetunion mit 5:9. Emil Becks Fechtlinge lagen immer zurück, beim 5:6 hatte Matthias Behr die Chance auszugleichen, doch auch er verlor denkbar knapp in der Verlängerung seines Kampfes. Gold hätte, so Beck, ohnehin „an Wahnsinn“ gegrenzt, „wir haben ja schon Übersoll“. So braucht er diesmal nicht, wie nach dem Erfolg der Florett -Damen, mit Gerhard Mayer-Vorfelder („Wo ist der Minister? Wo ist der Minister?“) gemeinsam im kleinen Kreis die Nationalhymne zu intonieren. MEDAILLENSPIEGEL: Die Jungferninseln und die Niederländischen Antillen haben sich im olympischen Medaillenspiegel gemeinsam auf Platz 33 geschoben, und damit berühmte Sportnationen wie Belgien und Griechenland ganz cool hinter sich gelassen. ROSSKOPF: Ping-Pong-As Jörg Roßkopf aus Düsseldorf ist nur noch Olympia-Tourist. Der 19jährige, zuletzt Dritter der Europameisterschaft, scheiterte in der Vorrunde am Polen Andrzej Grubba. Und im Doppel verlor er mit Partner Steffen Fetzner gegen Kucharski und Grubba. Im Damen-Doppel scheiterten Olga Nemes und Katja Nolten, weil ihnen beim 21:16, 20:22, und 19:21 ganze zwei Punkte fehlten, an den Japanerinnen Hoshino/Ishida. Erstmalig hat ein Chinese ein Spiel verloren. Chen Longcan verlor gegen Ding Li aus Österreich. BOXEN: Mit einem Punktsieg über den Mongolen Sodnomdar Altansukh sicherte sich der Halbweltergewichtler Rainer Gies die Bronzemedaille. Im Halbfinale trifft Gies nun auf den Sowjetboxer Janowski.