Interne IWF-Kritiker stärken

Der Belgier Fran?ois Rigaux, Professor für Völkerrecht, leitet das Basso-Tribunal  ■ I N T E R V I E W

taz: Was können Juristen, Politiker, Schriftsteller ein Friedens- und ein Biologie-Nobelpreisträger als Jurymitglieder zu IWF und Weltbank sagen?

Fran?ois Rigaux: Das Tribunal hat auch ein ökonomisches Beratungsgremium. Vielleicht haben bis heute zu ausschließlich Ökonomen und Spezialisten der internationalen Finanzen über das Schuldenproblem geredet und beschlossen.

Sie sind Vorsitzender Richter eines Tribunals ohne Sanktionsmöglichkeiten. Was versprechen Sie sich von dem Urteilsspruch?

Sehen Sie, den Beschluß des Haager Gerichtshofes - gegen die Verminung der Häfen Nicaraguas haben die Vereinigten Staaten auch nicht respektiert. Aber ich denke, daß ein Meinungstribunal wie das unsere Einfluß auf die öffentliche Meinung haben muß. Zum Beispiel haben wir Duvalier und Marcos als Schwerverbrecher gegen das Völkerrecht verurteilt in einer Zeit, als sie anerkannte Staatsoberhäupter waren. Und jetzt stimmt jedermann mit unserem Beschluß überein. Ich hoffe, daß es mit dem Schuldenproblem auch so sein wird.

Die Existenz von Weltbank und IWF wird bei diesem Tribunal nicht in Frage gestellt?

Was den IWF betrifft, so meine ich, daß eine allgemeine Organisation für die Geld-Politik notwendig ist. Es geht nicht darum, den Fonds abzuschaffen, sondern ein besseres Funktionieren zu erreichen. Das Problem der Weltbank ist etwas anders. Die Bank kann man natürlich in regionale Banken umwandeln, und das wäre vielleicht ein besseres Mittel, um Entwicklung in Gang zu bringen.

Glauben Sie, daß das Urteil, das Sie hier fällen werden, Einfluß auf die Arbeit der beiden Organisationen haben wird?

Ich bin überzeugt, daß beide Institutionen nicht monolithisch sind. Es gibt auch Leute in ihm, die Kritik an der jetzigen Politik haben. Unser Beschluß kann ihnen vielleicht den Rücken stärken.

Interview: Clara Coq