: Johnson abgedopt
■ Der Muskelprotz aus Kanada hatte was im Urin: Gold weg, Millionen weg, Lewis wieder vorn
Berlin (taz) - Ben Johnson war gedopt. Kanadas laufendes Muskelgebirge - der neue Held der Nation -, der am Samstag die ganze Welt mit seinen fabelhaften 9,79 Sekunden über 100 Meter begeisterte, hat den Weltrekord und seine olympische Goldmedaille nur mit Hilfe von muskelbildenden Anabolika geschafft. Das ergaben die Dopingtests, deren Ergebnisse am frühen Dienstagmorgen in Seoul bekannt wurden. Der Weltrekord wurde annuliert, Johnson selbst für zwei Jahre gesperrt, und Carl Lewis, der zweite des Rennens, zum Olympiasieger.
Durch den größten Doping-Skandal in der Sportgeschichte verliert Johnson Werbeeinnahmen in Millionenhöhe. Nach Auskunft der kanadischen Olympiadelegation schien Johnson „vollkommen geschockt zu sein, und die Situation und die Nachricht nicht zu verstehen“. Kanadas Sportminister empfindet „Momente der nationalen Beschämung“ und muß sich jetzt überlegen, was er mit Johnsons Monumentalplastik vor dem Ministerium in Ottawa anfängt. Johnsons Manager spricht von „Sabotage, Tragödie oder Irrtum“, die Sportwelt diskutiert, ob Johnson das dumme Opfer seiner Trainer und Funktionäre ist - Einzelfall oder nur Spitze eines pharmazeutischen Eisberges der Chemieindustrie?
-müll Tagesthema auf Seite 3
Kommentar auf Seite 4
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen