Zum Erfolg verdammt

■ Beim „Discovery“-Flug steht viel auf dem Spiel

Ungeheuer viel steht am Donnerstag beim Start der Raumfähre „Discovery“ auf dem Spiel. Für die Machtelite in Washington, deren Anführer Ronald Reagan es für das „vorgezeichnete Schicksal der Menschheit“ hält, „diese Galaxis zu kolonisieren“, geht es um das Prestige der USA als technologischer Führungsmacht. Für manchen space-freak in der Bevölkerung geht es um die Wiederherstellung des Glaubens an eine menschliche Zukunft im All, an eine Erweiterung der engen Grenzen auf diesem an Verkehr und Umweltgiften erstickenden Planeten. Die 'New York Times' titelte denn auch vor einigen Tagen, die „Discovery“ habe „eine zerbrechliche Fracht, die Träume der Nation“ an Bord.

Für die Nasa jedoch, die Bürokraten, Manager und Techniker, die mit der Ausführung all dieser Träume, Erwartungen und Phantasien beauftragt sind, geht es am Donnerstag um die nackte Existenz. Nasa-Beamte geben zu, daß nach der „Challenger“-Explosion nun ein Erfolg „absolut notwendig“ sei, der Pilot der „Discovery“ sagt gar voraus, daß ein weiterer Fehlschlag das Ende der bemannten amerikanischen Raumfahrt bedeuten würde.

Doch auch ein erfolgreicher Flug heißt noch nicht, daß die Nasa mit vollem Schub in die Zukunft starten kann. Unklarheit herrscht über die mittelfristigen Perspektiven der US-Weltraumbehörde. Angestrebt ist eine dauerhaft bemannte Raumstation, doch hatte etwa Präsidentschaftskandidat Dukakis lange Zweifel am Sinn des Projekts und lenkte erst vor kurzem auf Druck der Raumfahrtlobby ein. Kritiker äußern auch Zweifel, ob die Nasa gut daran getan hat, ganz auf die Technologie der Raumfähren zu setzen. Für kommerzielle Weltraumprojekte ist es mittlerweile zu teuer, ihre Satelliten mit dem „Space Shuttle“ in die Umlaufbahn zu bringen. Altmodische Trägerraketen, über die die Nasa kaum noch verfügt, machen es billiger.

Stefan Schaaf