Amtshandlung gestört

■ Beobachter eines Oldenburger Polizeieinsatzes gegen Anti-IWF-Demonstranten geriet selbst in die Mangel

Gegen den IWF-Kongreß in Berlin zu protestieren kann für Leib und Leben gefährlich sein. Das müssen in diesen Tagen viele DemonstrantInnen erfahren. Aber auch Zuschauen ist nicht ohne. Der Oldenburger Fernsehmechaniker Gerold Korbus bekam dabei polizeiliche Prügel und außerdem eine Anzeige wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Zehn Demonstranten saßen am Montag abend auf dem Vordach der „Öffentlichen Bausparkasse“ am Oldenburger Marktplatz, Plastikeimer zwischen den Knien. Sie „trommelten gegen den IWF“, wie es auf einem Transparent hieß, und folgten damit einem zentralen Aufruf zu Protestaktionen gegen den IWF -Kongreß. Als sie herunterkamen, wurden sie von der Polizei festgenommen. Auf brutale Weise, wie Gerold Korbus fand. Als ein älterer Polizeibeamter einen Festgenommenen trat, sprach Korbus ihn an: „Ich habe Sie gesehen. Ihr Gesicht werde ich mir merken“. Daraufhin, so Korbus zur taz, habe der Beamte seine Kollegen angewiesen, ihn ebenfalls festzunehmen. Begründung: „Sie stö

ren eine Amtshandlung“. Mit Schlägen, Tritten und einem Würgegriff seien fünf Polizisten über ihn hergefallen. Als er am Boden lag, habe sich ein Beamter auf seine Rippen gekniet. Schließlich, in den Streifenwagen gestoßen, habe er nach Hilfe gerufen, berichtete Korbus. Daraufhin sei er vom Fahrer ins Gesicht geschlagen worden.

„Zwangsmittel und einfache körperliche Gewalt“ seien bei Korbus nötig gewesen, sagte dazu der Oldenburger Polizeisprecher Jahnke. Korbus habe sich an der Regenrinne des Streifenwagens festgekrallt und sei auch im Auto „renitent“ gewesen.

Korbus will Anzeige gegen noch unbekannte Beamte des zweiten Oldenburger Polizeireviers in der Raiffeisenstraße stellen. Dieses Revier hat sich bereits einen schlechten Ruf erworben. So wurde im Juli in der Lokalpresse berichtet, daß Beamte dieses Reviers bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle eine Radfahrerin verletzt hätten. Wer dort ebenfalls schlechte Erfahrungen gemacht hat, soll sich unter Tel. 0441/66139 melden.

mw