GEWOBinchen will fliegen lernen

■ 16 Mio Mark Defizit für 1987 / Für 1988 mit 10 Mio Zuschüssen eine ausgeglichene Bilanz erwartet / 100 Mio Investition für Wärmedämmung und Gegensprechanlagen / Betriebsrat klagt auf paritätische Mitbestimmung im Aufsichtsrat

Mit fünf Zentimeter langen Buntstiften und einem pausbäckigen Kinder-Bild vom „Gewobinchen“ präsentierten die Geschäftsführer der „Gemeinnützigen Gewellschaft für Wohnungsbau und Wohnungsbewirtschaftung“, kurz: GEWOBA, sich gestern der Presse. Ein Jahr nach der Regionalisierung ist die Bilanz weit weniger negativ als prognostiziert, verkündeten Eberhard Kulenkampff und Werner Teetz. Immerhin bewirtschaftet die Gesellschaft 58.282 Wohnungen - jede vierte oder fünfte BremerIn dürfte ihre Miete an die Gewoba überweisen.

Die Treuhand-Gutachter hatten bei einer Regionalisierung für 1987 Verluste in Höhe von 225 Mio vorausgesagt. Sie waren tatsächlich erheblich geringer, weil der Leerstand in den Sozial-Wohnungen sich drastisch verringerte. Der Bedarf an eigenen Wohnungen stieg trotz stagnierender Bevölkerungszahl an, und 450 Wohnungen konnte die Gewoba an Aussiedler vermieten. 2 Mio Mark „sparte“ die Gewoba aufgrund günstiger Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt.

In der Bilanz wirkt sich 1987 schon der Verzicht der MitarbeiterInnen auf überdurchschnittlich hohe Einkommen aus, insgesamt

mit 2 Mio. 12 Mio Mark verdiente die Gewoba 1987 durch den Verkauf von Bau-Grundstücken, durch die Abtretungen an die Neue Heimat Niedersachsen ver

ringerte sich der Grundbesitz von 3.3 Millionen Quadratmeter Anfang 1987 auf inzwischen 2,5 Millionen Quadratmeter. Insgesamt 205 Eigentumswohnungen

konnte die Gewoba 1987 verkaufen, davon aber 2/3 leerstehend.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnete Kulenkampff auch angesichts finanzieller Beiträge der

Banken und des Landes erstmals wieder mit einem Gewinn in Höhe von einer Million DM. Die Gesellschaft gesunde allmählich wieder, sagte Kulenkampff. Mit umfangreichen Investitionsprogrammen soll instandgesetzt und modernisiert werden. Nachdem in vergangenen Jahren überall Heizungen, Duschen und doppelverglaste Fenster eingebaut wurden, soll es nun Gegensprechanlagen für die Klingeln und Wärmedämmungen an den freistehenden Außenwänden geben.

26,5% an Banken

Die Gesellschaftsanteile der Neuen Heimat Bremen wurden vor genau einem Jahr durch die Hanseatische Wohnungsbeteiligungs -GmbH (HAWOBEG) und die Bremer Gesellschaft für Wirtschaft und Arbeit mbH (BGWA, 20 Mio DM, 25,6%) übernommen. Die Verhandlungen über den Verkauf dieser 25,6% an ein Bankenkonsortium stehen vor dem Abschluß (vgl. taz 29.9.). Der Verkauf sei von Anfang an so geplant gewesen, sagte Kulenkampff. Er beurteile dies positiv, weil „die Adresse GEWOBA dadurch an Verläßlichkeit und Seriosität nur gewinnen kann“. Für die übrigen 74,4 Prozent der Anteile bestehe keine Verkaufs-Ab

sicht.

Klage auf Mitbestimmung

Im Hinblick auf diese Beteiligung hatte der Senat im Gesellschaftervertrag die Mitbestimmung der Belegschaftsvertreter auf 1/3 der Aufsichtsrats-Sitze begrenzt gelassen. Dagegen hat der Betriebsrat der Gewoba protestiert. Er kann sich dabei auf einen Beschluß der bremischen Bürgerschaft vom 22.4.1975 stützen, in dem es um die paritätische Mitbestimmung für kommunale Betriebe ging.

Da die Bürgerschaft den Senat rein rechtlich nicht bindend verpflichten kann, lautete die Formulierung damals nur: „Der Senat wird aufgefordert...“ Immerhin heißt es in dem Passus, der die Gewoba seit dem 1.10.1087 nun auch betrifft, in bestimmtem Ton: „Der Aufsichtsrat einer Gesellschaft ... muß ... zur Hälfte aus Vertretern der Arbeitnehmer ... bestehen.„

Am 5. Oktober wird der Streit des Betriebsrates gegen die Gesellschaften des Landes Bremen, die 99% an der Gewoba halten, vor dem Bremer Landgericht ausgefochten. Daß bis dahin der Teil-Verkauf an die Banken unter Dach und Fach ist, darf bezweifelt werden.

K. W.