Luneplate wird leergeräumt

■ Letzte Frist für 250 Wochenendhaus-BesitzerInnen ist abgelaufen / Landkreis Cuxhaven will räumen, obwohl es noch keinen Interessenten für eine Industrie-Ansiedlung gibt

Noch etwa 250 Wochenendhäuser im Kleingartengebiet „Alte Weser“ an der Großen Luneplate in Ueterlande in der Gemeinde Loxstedt (Landkreis Cuxhaven) müssen jetzt endgültig geräumt und abgerissen werden. Nach einem 1985 vor Gericht geschlossenen Vergleich ist die Räumungsfrist am gestrigen Freitag abgelaufen. Alle Versuche der Hausbesitzer überwiegend Arbeiter, Rentner und Arbeitslose - eine Fristverlängerung zu erreichen, sind gescheitert.

Er werde sich an die Weisung der Landesregierung halten und die Abrißverfügung durchsetzen, „auch wenn es ihm menschlich schwerfalle“, erklärte jetzt Oberkreisdirektor Jürgen Prieß. Allerdings solle die Räumung des Geländes „mit Rücksicht auf Schwierigkeiten“ einzelner Pächter vollzogen werden, räumte Prieß ein.

Eine weitere Duldung der seit den sechziger Jahren ohne bauaufsichtliche Genehmigung ent

standenen Wochenendhäuser steht nach Auffassung der CDU -Mehrheit im Kreistag der von den Ländern Niedersachsen und Bremen geplanten Industrieansiedlung auf der Luneplate aus „umweltpolitischen Gesichtspunkten“ im Wege. Bis heute haben jedoch noch keine Industrie-Unternehmen Interesse an einer Ansiedlung auf der Luneplate gezeigt. Daran hatte selbst eine gemeinsame Initiative der Länder Bremen und Niedersachsen nichts ändern können, die dem Daimler-Konzern das flache Land als Auto-Teststrecke andienen wollte, nachdem die Boxberg-Bauern mit ihrer Verfassungsklage gegen die fränkische Piste Erfolg gehabt hatten.

Die Interessengemeinschaft der Pächter des Wochenendgebietes will jetzt auf weitere rechtliche Schritte und Protestaktionen verzichten. „Wir fühlen uns von der Bürokratie und vor allem von der SPD als Arbeiterpartei verschaukelt“, erklärte gestern der

Sprecher der Gemeinschaft, Horst Schmidt. Die jahrelange Auseinandersetzung um die Erhaltung ihrer Wochenendidylle habe auch die letzten der insgesamt ursprünglich 600 Hausbesitzer zermürbt.

Bereits 1983 hatte die Landesregierung dem Abriß der bis dahin „stillschweigend tolerierten“ Häuser zugestimmt, nachdem die Luneplate in der Landesplanung als „ein zu entwickelnder Industriestandort“ ausgewiesen worden war. Den darauf erlassenen Abbruchsverfügungen folgte eine Klage der Pächter vor dem Verwaltungsgericht. In dem dann geschlossenen Vergleich erklärte sich die Interessengemeinschaft bereit, ihre Häuser bis zum 30. September zu räumen.

Anfang dieses Jahres stellte sie eine Petition an den niedersächsischen Landtag mit der Bitte um Fristverlängerung, bis es konkrete Pläne für eine Industrieansiedlung gibt. Die Petition wurde abgelehnt.

dpa/taz