350 giften gegen die Giftkippe

Demonstration vor der dioxinbelasteten Hausmülldeponie Dreieich-Buchschlag / Umweltminister Weimar soll Einlagerungen offenlegen / SPD: Deponie schließen / Weimar gibt klein bei und veranlaßt neue Untersuchungen  ■  Von Michael Blum

Dreieich/Mainhausen(taz) - Die sofortige Schließung und Sanierung der dioxinbelasteten Hausmülldeponie Dreieich -Buchschlag haben am Samstag 350 DemonstrantInnen gefordert. Mit einem Zug zur Deponie im hessischen Landkeis Offenbach protestierten sie gegen die in der letzten Woche bekanntgewordenen Giftmüllablagerung auf der Hausmüllkippe (die taz berichtete).

Der grüne Dreieicher Stadtparlamentarier Willi Juch forderte zudem den Rücktritt des Frankfurter Umweltdezernenten Daum (CDU). Stadtrat Daum ist für die Frankfurter Deponie verantwortlich. Wegen der von Daum zu verantwortenden mangelhaften Eingangskontrolle bestünde keine Klarheit darüber, was in Buchschlag alles abgelagert wurde, meinte Juch.

Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) verlangte von Hessens Umweltminister Karlheinz Weimar (CDU) Informationen darüber, warum Giftmüll von der werkseigenen Deponie der Hoechst AG in Kriftel nach Dreieich kam. Bernhard will vor allem Auskunft darüber, ob alle 5.000 LKWs, die die 130.000 Tonnen Hoechst-Müll von Kriftel nach Dreieich gebracht hätten, kontrolliert worden seien. Zudem sei der Minister noch immer eine Auskunft darüber schuldig, warum die Deponie in Kriftel saniert werden mußte. Nach Bernhards Informationen wurden beim Mülltransfer von Kriftel zur Hausmülldeponie Buchschlag auch Giftmüll zu harmlosem Hausmüll „umdeklariert“. Ebenfalls am Samstag sprach sich der Unterbezirk Offenbach -Land der SPD auf seinem Parteitag für die zwischenzeitliche Schließung der Deponie und für weitere Untersuchungen aus. Falls erforderlich, müsse die Deponie saniert werden. Unterdessen gibt der Umweltminister der Kritik von Wissenschaftlern nach: Hatte Weimar noch letzte Woche unisono mit Umweltdezernent Daum auf die relative Ungefährlichkeit der gefundenen Dioxine bestanden und eine akute Sanierung ausgeschlossen, veranlaßte er jetzt Untersuchungen.

Sowohl die Deponiesickerwässer als auch die Trinkwasserbrunnen am Rande der Deponie sollen analysiert werden. Ein Experte soll eine „Gesamtbeurteilung“ der Deponie erstellen, gegebenenfalls müsse dann eben doch saniert werden.

Für weitere Untersuchungen müssen jedoch erst neue Probeschächte niedergebracht werden: Die vom Institut Fresenius im Auftrag der Staatsanwaltschaft Darmstadt niedergebrachten Analyseschächte wurden zwischenzeitlich mit Müll überschüttet.