Braunes „Erntedankfest“

■ Neofaschistische Veranstaltung der „Deutschen Kulturgemeinschaft“ und NPD als „Erntedankfest“ getarnt / Erfolgreiche Gegendemo der Antifa: Polizei löste das „Fest“ auf

Eine Gruppe von rund 1OO Antifaschisten hat am Sonntag gegen eine Zusammenkunft von ca. 50 Neonazis in Reinickendorf prostestiert. Unter den Decknamen „Deutsche Kulturgemeinschaft“ wollten die überwiegend jungen Faschisten im Restaurant „Lamprecht“ in der Ollenhauerstraße die „50jährige Wiederkehr des Münchner Abkommens“ und Besetzung des Sudetenlandes durch Hitlerdeutschland feiern. Nach den Protesten löste die Polizei die Versammlung auf und stellte nach ihren Angaben etliche Schlagwaffen sicher.

Für das Antifaschistische Bündnis Reinickendorf bedeutet das Datum 2.Oktober 1938 die Erinnerung an NS-Terror und Krieg. Da die gewalttätigen Umtriebe von rechtsradikalen Gruppen auch in ihrem Bezirk zunehmen, wollten sie diese Veranstaltung, bei der NPD-Mitglied Dr. Rolf Kosiek als Hauptredner angekündigt war, stören. Mit Transparenten und Parolen wie „Faschos raus“ zogen die Demonstranten vor den Treffpunkt. Nach Angaben des Gastwirtes wollte die „Kulturgesellschaft“ bei ihm lediglich ein „Erntedankfest“ feiern. Nachdem er den wahren Grund erfuhr, erteilte er Hausverbot und die ca. 50 Neonazis mußten das Restaurant verlassen. Sie waren nach Angaben der Antifa-Gruppe zum Teil mit „Haßkappen“ maskiert. Die Durchsuchung der Personen blieb, laut Polizeisprecher Glaser, zwar „erfolglos“, im Versammlungssaal stellten die Beamten allerdings einen Totschläger, Bambusschlagstöcke, einen Stab, mit dem man Elektroschocks auslösen kann sowie faschistisches Propagandamaterial sicher. Gegen die „Deutsche Kulturgesellschaft“ wurde Strafanzeige gestellt. Weil die Demonstration nicht angemeldet worden war, erhielt allerdings auch ein Demonstrant, dessen Personalien die Polizei feststellte und bei dem sie einen Gasrevolver fand, eine Anzeige, da er gegen das Versammlungsgesetz verstoßen habe.

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