„Autokarawane des Sieges“ für Diktator Pinochet

■ Pinochet-Anhänger demonstrieren in Santiago / Auseinandersetzung mit Opposition / Polizei nimmt Pinochet-Gegner fest Massives Militär- und Polizeiaufgebot in der Hauptstadt / Bis Mittwoch sind alle politischen Veranstaltungen verboten

Santiago (afp/ap) - Die Wahlkampagne für das Präsidentenreferendum in Chile wurde am Sonntag offiziell beendet. Bis zum Referendum über Pinochet am Mittwoch sind politische Veranstaltungen verboten. Bei Anbruch der Nacht begann ein massives Polizeiaufgebot in den ausgestorben wirkenden Straßen Santiagos zu patrouillieren. Es wurde verstärkt durch schwerbewaffnete Soldaten. Die Regierungsjunta will für „strikte Ordnung“ sorgen.

Zum Abschluß der Wahlkampagne hatten am Sonntag Tausende von Anhängern des chilenischen Diktators Augusto Pinochet mit einer Autokarawane in Santiago demonstriert, nachdem am Vortag Hundertausende von Oppositionellen für ein Ende der Diktatur auf die Straße gegangen waren. Während der Kundgebung kam es zu vereinzelten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern Pinochets, die die Polizei unter Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken beendete. Dutzende von Oppositionellen wurden festgenommen.

Unzählige Autos, Lkws und Busse mit Pinochet-Anhängern verstopften am Sonntag mittag die Innenstadt Santiagos und die vornehmeren Vororte der chilenischen Hauptstadt. Die größeren Slums Santiagos wurden dagegen von der „Karawane des Sieges“ ausgespart.

Pünktlich um 12 Uhr ließen die Kundgebungsteilnehmer ihre Hupen ertönen, während Passanten mit Knallfröschen ihre Begeisterung für den Präsidenten kundtaten. Die Menge skandierte immer wieder „Pinochet, Freund, das Volk ist mit Dir“. Ihr Ende fand die Karawane vor dem Präsidentenpalast La Moneda. Die Organisatoren werteten die kilometerlange Karawane als ein Zeichen, daß die Bevölkerung Frieden, Ordnung und Gerechtigkeit wolle.

In dem westlich von Santiago gelegenen Badeort Vina del Mar wurden unterdessen bei einer Protestkundgebung gegen die Militärjunta mindestens sieben Personen verletzt, darunter auch vier Polizeibeamte. Nach Angaben der Polizei wurde eine Patrouille von mehreren Demonstranten angegriffen.

Am Mittwoch sind rund sieben Millionen ChilenInnwnen aufgerufen, mit „Ja“ oder „Nein“ über eine weitere achtjährige Amtszeit Pinochets abzustimmen. Bei einem Sieg der Opposition sieht die Verfassung vor, daß ein Jahr später offene Wahlen abgehalten werden.