Taba Wahlkampfthema in Israel

Kleine Touristenenklave Taba am Roten Meer löst Kontroversen aus  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Taba, die einen Quadratkilometer große Enklave am Roten Meer, ist zu einem Zankapfel zwischen den israelischen Koalitionsparteien geworden, nachdem eine internationale Schiedskommission den Flecken Ägypten zugesprochen hat. Auf Druck der USA haben Israel und Ägypten alle weiteren Verhandlungen, vor allem über die Zukunft des israelischen Sonesta-Hotels und eines Feriendorfes in Taba, auf die Zeit nach den Parlamentswahlen am 1.November verschoben.

In Israel veranstalten die Parteien jetzt wahre Propaganda -Sendungen im Fernsehen und ersetzen damit die Olympischen Spiele als wichtigste nationale Unterhaltung. Sie machen Taba zum Thema des bislang eher schläfrigen Wahlkampfes, zumal sich der Streit um die Enklave bestens dazu eignet, nationalistische Gefühle zu schüren - gerade auch im Hinblick auf die besetzten Gebiete.

„Heute Taba, Morgen Judäa und Samaria (Westbank)“ lautet denn auch die Parole des rechten Likud-Blocks. „Internationale Vermittlungen wirken sich immer zuungunsten Israels aus“, konstatierte Ministerpräsident Jitzhak Shamir. Mit anderen Worten: Hütet euch vor einer internationalen Nahost-Friedenskonferenz, da sie Israel nur schaden würde. Auch für Mosche Arens, Wahlkampfleiter des Likud und ehemaliger Verteidigungsminister, lautet die Lehre aus der Entscheidung des Schiedsgerichts, daß Israel auf gar keinen Fall einer Nahost-Konferenz zustimmen darf, die „Israel zwingen wird, sich an die Grenzen von 1967 zurückzuziehen“ und die besetzten Gebiete aufzugeben. Er warf der Arbeiterpartei den „Verlust von Taba“ vor, da diese vor zwei Jahren den Likud dazu gezwungen hatte, die internationale Vermittlung zu akzeptieren.

Die Arbeiterpartei wirft umgekehrt dem Likud vor, eine Kompromiß-Lösung verhindert zu haben, die ein für Israel besseres Ergebnis erzielt haben würde. Eine Übereinkunft mit Ägypten, so Minister Mosche Schahal, hätte es ermöglicht, daß das große Sonesta-Hotel und der Strand im Besitz Israels bleiben. Die Botschaft: Ein Kompromiß beizeiten kann Schlimmeres verhindern.

Der Likud-Block und die rechtsgerichtete Tehiya-Partei organisierten bereits in Eilat Protestkundgebungen gegen den Schiedsspruch. Der Stadtrat von Eilat hielt demonstrativ eine Sondersitzung im Sonesta-Hotel ab, das von Israel errichtet wurde, um seinen Anspruch auf Taba zu untermauern. Der Rat befand, daß das Hotel und das nahegelegene Feriendorf auf ewig Teil von Eilat und damit von Israel sei.