Ahmed Güler schwer gefoltert

■ Bremer Buchhändler nach 15 Tagen Isolations-Haft jetzt im Gefängnis in Ankara

Stromstöße am Mund, an Fuß- und Fingernägeln und an den Hoden, Knüppel-Stöße in den After, Druckwasser am Unterleib

-sieben Tage lang ist der Buchhändler des „Fidan„-Ladens am Sielwall, Ahmed Güler, in türkischer Polizei-Haft schwer gefoltert worden. Gestern konnte er zum ersten Mal seit seiner Verhaftung am 20. September mit einem Anwalt sprechen. Er habe deutliche Zeichen der Folterungen gesehen, berichtete der Anwalt anschließend gegenüber der Bremer Solidaritäts-Delegation. Deren Mitglieder hatten Ahmed Güler bereits am Dienstag kurz von ferne sehen können, als er aus dem Polizeigefägnis zur Vorführung beim Haftrichter gebracht worden war. „Den Umständen entsprechend“ ginge es Güler jedoch gut, teilte sein Anwalt gestern mit.

Die türkische Staatsanwaltschaft hat Ahmed Güler wegen „Fluchthilfe“ angeklagt. Er soll bei dem spektakulären Ausbruch von 18 zum Tode verurteilten Gefangenen aus dem Knast in Kirshehir geholfen haben. Der Staatsanwalt will außerdem prüfen, ob Güler auch die Zugehörigkeit zu einer verbotenen Organisation vorgeworfen werden kann. In jedem Fall droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe.

Trotz der schweren Folter habe Ahmed Güler psychisch einen guten Eindruck gemacht, teilte sein Anwalt mit. Besonders gefreut habe sich Güler, als er von der schnellen und großen Unterstützung aus Bremen erfuhr. Seinen Bremer Freunden läßt er viele Grüße ausrichten. Seit gestern befindet er sich in regulärer Untersuchungshaft in einer Gemeinschaftszelle. Erfahrungsgemäß droht ihm dort keine Folter mehr.

Ahmeds Eltern, Mustafa und Seher Güler, die zusammen mit ihrem Sohn verhaftet worden waren und am Montag wieder freigelassen wurden, reisen heute nach Bremen zurück. Der Bremer Hochschullehrer Klaus Grenzdörffer wird dagegen zusammen mit dem Dolmetscher der Solidaritäts-Delegation nach Mersin weiterreisen. Dort sitzt der Münchener Oguz Lüle in Untersuchungshaft. Auch ihm wird die Beteiligung an dem Gefängnis-Ausbruch von Kirshehir vorgeworfen.

Ahmed Güler will im Knast sein Ökonomie-Studium fortsetzen, das er vor vier Jahren an der Uni Oldenburg begonnen hatte. Er bittet seine Oldenburger StudienkollegInnen um Bücher und anderes Material.

Seine Adresse: Ahmed Güler, Merkez Kapali Cezaevi, Ankara, Türkei. Das Bremer Solidaritäts-Komitee benötigt für die Kosten der Solidaritäts-Delegationen und für die Verteidigung weiterhin Geldspenden auf Konto Nr. 4835.600, Ali Sencan, bei der Volksbank Bremen, BLZ 29190024.

Ase