Waffen für die SPD!

Sozialdemokraten wollen die Revolution  ■ K O M M E N T A R

Nach einigem Grübeln darüber, wo die von SPD-Chef Momper angekündigten „klaren programmatischen Alternativen zum Senat“ denn zu finden seien, fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Man muß die Zeichen nur zu deuten wissen. Denn wie immer, wenn in den Politikerjargon ein so überflüssiges Adjektiv einfließt, ist zunächst einmal so gut wie nichts klar. Bei näherem Abklopfen des Momperschen Redetextes jedoch führt folgerichtiges Denken unweigerlich zu dem einzig zulässigen Schluß: Die SPD setzt auf Revolution und traut es sich bloß nicht zu sagen. Dabei hätte spätestens seit dem Auftakt des Gaul- und Kutschen-Wahlkampfes jeder und jedem klar sein müssen, daß die SPD alles tut, um wieder zur konsequenten Arbeiter- und Bauernpartei zu avancieren. Nun also der zweite Schritt. Maximal 38% erwarten die Genossen, Wahlziel ist es aber, den Senat abzulösen. Wie das? Mit der AL wollen sie nicht, die FDP wird nach SPD -Auffassung schlichtweg von den WählerInnen vergessen werden. Mal unterstellt, die SPD sieht davon ab, sich die fehlenden Prozente zusammenzukaufen, bleibt also nur eins: konsequente Rückbesinnung auf die Wurzeln. Wer sich schon länger wunderte, warum die SPD so konsequent auf jegliche neue und zukunftsweisende Ideen bezüglich Beschäftigungsprogrammen, Arbeitszeitverkürzung, Soziales, Umwelt oder Frauenquotierung verzichtete, weiß nun endlich, worauf das alles hinausläuft: auf den Umsturz. Die von uns nun aufgedeckte Ankündigung des Sturms auf das Schöneberger Rathaus verspricht nun doch entgegen allen Unkenrufen die Einleitung eines wahrhaft heißen Wahlkampfs. Über die Einrichtung eines Spendenkontos „Waffen für die SPD“ bei der taz konnte wegen interner Meinungsverschiedenheiten noch nicht abschließend diskutiert werden.

Rita Hermanns