Beinahe-Katastrophe in Tegel

■ Flugzeug der „Dan Air“ rammte Fluggastbrücke / Tausende Liter Treibstoff ausgelaufen / Explosion war möglich / Ursache des Unglücks wird noch untersucht

Wohl nur durch viel Glück ist am Dienstag morgen gegen 9.00 Uhr auf dem Flughafen Tegel eine Katastrophe vermieden worden, als eine Boeing 727-200 der britischen Gesellschaft Dan Air beim langsamen Heranrollen an die Abfertigungsgebäude mit einer Tragfläche eine der beweglichen Fahrgastbrücken rammte. Dabei wurde einer der Flügeltanks aufgerissen, von den insgesamt 23.000 Litern Kerosin an Bord liefen nach Angaben des Dan Air -Stationsleiters Michael Croome rund 2.000 bis 3.000 Liter auf das Flugfeld. Die Flughafenfeuerwehr spülte den Treibstoff mit Wasser verdünnt in die mit Abscheideanlagen ausgestattete Flughafenkanalisation.

Zu dem Zusammenprall war es gekommen, als ein Bodeningenieur der Dan Air die Maschine aus einer Reparaturhalle an den Flugsteig rollte. Dort war eines der drei Triebwerke des Flugzeugs, das beim planmäßigen Startversuch gegen 6.00 Uhr morgens Unregelmäßigkeiten gezeigt hatte, repariert worden. Die 175 Passagiere waren zuvor wieder ausgestiegen und warteten im Abfertigungsgebäude.

Eine Expertenkommission der britischen Luftfahrtbehörde untersucht zur Zeit die Ursachen des Unglücks. Dan Air -Stationschef Croome wollte sich daher gestern nicht äußern. Er wies die Vermutung zurück, daß es wegen der Verzögerung in der Eile zu leichtfertigem Umgang mit den Sicherheitsvorschriften gekommen sei. „Wir können unseren Ingenieuren keine Vorschriften machen“, sagte Croome zur taz. Der laut Croome hochqualifizierte Bodeningenieur besitzt eine sogenannte Rollizenz; er hatte die Maschine per Düsenantrieb allein ohne Lotsenfahrzeug an ihre Position gesteuert. Das sei in Berlin üblich, sagte Croome. Von der Berliner Feuerwehr , die die Flughafenfeuerwehr unterstützte, war gestern keine Auskunft zu erhalten. Man verwies auf die Zuständigkeit der französischen Besatzungsmacht in Tegel. Diese hatte offenbar am Dienstag Stillschweigen über den Vorfall bewahrt.

tr