„Unheimliches Pech“ für Scholz

'Monitor‘ bezichtigte Verteidigungsminister erneut der Lügen: Kunstflieger waren in Nörvenichs Lüften unterwegs / FDP-Mitglied des Untersuchungsausschusses fand die Sendung „interessant“  ■  Aus Bonn Petra Bornhöft

„Interessant und in einigen Punkten überraschend“ fand Dr.Werner Hoyer, FDP-Mitglied im Verteidigungs- und Nörvenich-/Ramstein-Untersuchungsausschuß des Bundestages, den Beitrag des Fernsehmagazins 'Monitor‘ am Dienstag abend. Peinlich genau hatten die Autoren nachgewiesen, daß Verteidigungsminister Rupert Scholz (CDU) nicht nur vor dem Flugtag in Nörvenich, sondern auch danach und nach dem Unglück in Ramstein ein Gericht, den NRW-Ministerpräsidenten und das Fernsehpublikum belogen hat. Entgegen der schriftlichen und mündlichen Äußerungen des Rupert Scholz, in Nörvenich hätten keine „Kunstflieger“ ihr Können demonstriert, hatte der Luftwaffeninspekteur Jungkurth vor Journalisten von einer „Zirkusshow in höchster Vollendung“ geredet. Zudem zeigte sich in der 'Monitor'-Sendung Oberstleutnant Erich Wolff, nebenbei Weltmeister im militärischen Kunstflug und hauptamtlich im österreichischen Verteidigungsministerium beschäftigt, zutiefst beeindruckt von den Filmaufnahmen der spanischen Flieger in Nörvenich. Er ließ keinen Zweifel daran, daß der Auftritt der Truppe eindeutig dem Kunstflug zuzuordnen sei.

Wenngleich es schwerfallen dürfte, diesen Aussagen etwas entgegenzusetzen, redete sich FDP-Hoyer gestern vor Journalisten raus: Er wisse „immer noch nicht, was Kunstflug ist“. Ohne seine frühere herbe Kritik an Scholz zu wiederholen, bedauerte Hoyer, der Minister habe „in der Sache unheimliches Pech“ gehabt. Die Katastrophe von Ramstein und das Durcheinander nach Nörvenich hätten „jedem seiner Vorgänger passieren können. Nur hätte damals die jetzt an den Tag gelegte Akribie der Untersuchungen niemand für möglich und erforderlich gehalten“.

Hoyer, dessen Name vor einigen Wochen bekannt wurde, weil er im Namen der FDP „personelle Konsequenzen“ gefordert und die Versetzung von Offizieren des Fliegerhorstes Nörvenich als „nicht ausreichendes Bauernopfer“ bezeichnet hatte, hielt sich gestern merklich zurück. Als Mitglied des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses könne er „nicht jetzt schon eine Bewertung vornehmen und personelle Konsequenzen fordern“. Unvergleichlich kühn merkte Hoyer an, „die gesamte Informationspolitik des Verteidigungsministeriums und der Luftwaffe nach Ramstein war nicht geschickt“. Darüberhinaus veröffentlichte Hoyer gestern zum Thema Tiefflug einen Änderungsantrag für den FDP -Parteitag am kommenden Wochenende. Im Gegensatz zu den Landesverbänden Saarland und Rheinland-Pfalz, die die „Einstellung aller Tiefflüge unterhalb 300 Metern, soweit sie nicht insbesondere durch Manöver unabdingbar sind“, fordern, machte die AG Verteidigung der FDP-Faktion keine Höhenfestlegung.