Hilfe für Gol Khana

■ Informationskreis Afghanistan: Hilfe für ein Mutter-Kind-Zentrum hinter der Kabuler Verteidigungslinie / Einziges Hilfsprojekt im Einflußbereich der Zentralregierung

„Gol Khana“ heißt auf deutsch Blumenhaus und ist ein 5.000 -Seelen-Dorf in Afghanistan. Die Hauptstadt Kabul ist mit dem Flüchtlingsstrom in den letzten Jahren bis an den Rand von Gol Khana herangewachsen - mit der Hauptstadt teilen muß Gol Khana deshalb auch den akuten Krieg. Jeden Moment kann eine der Raketen einschlagen, die die Mudjahedin aus den umliegenden Bergen abfeuern, Verteidigungs-Komitees aus Frauen und Männern sollen die Widerstandsgruppen abhalten, direkt ins Dorf zu kommen.

Eigentlich müßte Gol Khana in der Bundesrepublik einen Namen haben, liegt dort doch das einzige offizielle d.h. von dem Regime „geduldete“ und unterstützte Entwicklungshilfe -Projekt aus der Bundesrepoublik. Träger ist keine der großen Organisationen, sondern der kleine Verein „Informationskreis Afghanistan“. Eine ambulante Hilfsstation „Mutter-Kind-Zentrum“ hilft der Verein

zu finanzieren, und im September waren die zwei BremerInnen Ulla Romberg und Andreas Kramer hingefahren, um medizinische Geräte, Medikamente und Geld direkt zu übergeben. Der westdeutschen Initiative verdankt die Ambulanz von Gol Khana auch einen neuen Brunnen in dem knochentrockenen Boden, der alte hatte direkt neben der Abwasserversickerung gelegen und war zudem versiegt.

Bundesdeutsche Entwicklungshilfe kommt sonst einseitig dem Gebiet zugute, das von der Zentralregierung nicht mehr kontrolliert wird, beklagt der Informationskreis. Nur wenige Kilometer um Kabul herum ist der „Sicherheitsgürtel“ gegen die Widerstandsgruppen gezogen, die mit dem Abzug der sowjetischen Truppen ihre Angriffe verstärkt haben. Die Hauptverkehrsstraßen zu den wenigen anderen Städten des Landes, das zu den zehn ärmsten der Welt gehört.

„Die Regierung ist nicht in der

Lage, die Mudjahedin mit militärischen Mitteln zur Niederlegung ihrer Waffen zu zwingen“, meint Andreas Kramer. Er war wie seine Mitstreiterin 1969-1972 als Entwicklungshelfer in dem damals quasi feudal von einem rückständigen König regierten Land. Der „Informationskreis“ hat immer Partei für die Modernisierungspolitik des neuen Regimes und auch die sowjetische Militärpräsenz ergriffen, Kramer sieht heute aber „politische Fehler“, die zu der Spaltung des Landes geführt haben. Die Bevölkerung ist kriegsmüde, jede Familie hat ihre Opfer, aber die letzten zehn Jahre haben tiefe Spuren des Hasses bei den sich bekämpfenden Bevölkerungsteilen hinterlassen.

Die „Revolution“ von 1978 hat das Volk nicht für sich gewinnen können. Warum? Die neue Regierung habe die religiösen Bräuche zu wenig respektiert und dadurch tiefsitzende Gefühle verletzt, meint Kramer, sie habe die Modernisierung in zu schnellem

Tempo vorangetrieben, auch mit direktem Druck, und selbst aufgeschlossene Mahner ins Gefängnis gesperrt, sie habe lange mit Hilfe der sowjetischen Truppen an eine militärische „Lösung“ des Konfliktes geglaubt und erst seit einiger Zeit Angebote für einen „nationalen Kompromiß“ gemacht.

Der „Informationskreis Afghanistan“ hofft mit dem neuen Kurs der Kabuler Regierung auf einen Ausgleich der sich bekriegenden Gruppen. Um ein Zurück hinter erreichte minimale Standards gerade auch des Zuganges von Frauen zu medizinischer Versorgung zu verhindern, unterstützt der Informationskreis materiell das „Mutter-Kind-Zentrum“ direkt hinter der militärischen Verteidigungslinie des Kabuler Regimes - und bittet um Spenden.

K.W.

Spendenkonto: Kreissparkasse Varrel, BLZ 19251719,

Kontonr. 46 Stichwort „Gol Khana“