Hör-Funken: Stille Tage in Bayern "Jetzt hinabgestiegen in das Reich der Toten"

Stille Tage in Bayern. („Jetzt - Hinabgestiegen in das Reich der Toten“, 2205-2300, Bayern 2). Das Geleit beim heutigen Abstieg des bayerischen Herrschers aus dem irdischen Jammertal, das seinem Namen wieder einmal alle Ehre macht, gibt ein repräsentativer Querschnitt durch seine Einwohnerschaft. Von haltlosem Schluchzen geschüttelt, scharen sich südafrikanische Negermenschen um die Totenstatt und gedenken des Trostes und Zuspruchs, die ihnen der dicke weiße Mann stets zuteil werden ließ.

Hartgesottenste Linke sind weich geworden und haben eine Abordnung entsandt, die fromme Humanistenformeln beten und über das Verschwinden ihres Minimalkonsens-Garanten hadern, der ihnen ein ständiger rhetorischer Schlagetot war. Wackersdorfer Wald- und WAA-Gegner haben sich die Beulen und Dellen überschminkt, die sie sich beim Zusammenstoß mit seiner knüppelgewordenen Hofbräuhaussprache holten und singen Atomlobbyisten-Psalme. Rudolf Augstein, landesverräterische Stanzen murmelnd, hält wehmütig einen Spiegel vor den Mund des Verblichenen, und kein Lebensatem belegt ihn mit Beschlag. Eine elektroschockierte Gruppe chilenischer Pinochet-Gegner überbringt die Beileidsgefühle der Mumie aus Santiago. Die deutsche Muttermaschine, aufgerufen, das Überfremden und Aussterben des Volks der Deutschen zu unterbinden, steht rittlings überm Grabe. Am Horizont nähert sich eine Ehrenformation von Starfightern und trudelt rauchend ins Grab. Die Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz nicht retten. Es sind stille Tage in Bayern, nur plötzlich lobbylose Industriekapitäne und herrenlose Hofschranzen am bayerischen Thron suchen unruhig und händeringend nach Ersatz. Im Jagdrevier derer von Thurn und Taxis zieht ein Hirsch frohgemut seines Weges.

Nein, das Hörspiel „Jetzt - Hinabgestiegen in das Reich der Toten“ umrahmt nicht das Staatsbegräbnis des Ministerpräsidenten. Reiner Zufall, daß es heute und mit folgendem Szenarium ausgestrahlt wird: „Während schon die Sterbegebete über ihm gesprochen werden, schweifen die Gedanken und Empfindungen des alten Lorenz um Gott und die Welt, um die Hölle im Himmel und die Hölle auf Erden.“ Als „Heizer am Hochofen des Fegefeuers“ verbrachte Lorenz zwar ein Leben voll Elend, Bitterkeit und Verlassenheit, doch blieben ihm Hoffnung und Kraft schier unausrottbar erhalten.“ „Ich zeige der Furcht die Stirn“, beschließt Lorenz noch in Momenten äußerster Not und will der Vergeblichkeit des Lebens, diesem „Hirnkrampf“, noch im Sterben Sinn abtrotzen.

Uwe Pralle