Strauß ist tot: „Stoppt Gauweiler“

■ Das „Anti-Strauß-Komitee“ in München sucht einen neuen Namen / Die 100 Mitglieder starke Gruppe will weiterarbeiten / Gauweiler als neuer Buhmann / „Politik des Demokratieabbaus geht weiter“

München (taz) - Im Wahlkampfjahr 1980 wurde die 19jährige Schülerin Christine Schanderl von einem Regensburger Gymnasium verwiesen. Die Begründung: Sie trug einen roten Button, auf dem in weißen Lettern „Stoppt Strauß“ geschrieben stand. Der Fall ging durch die Presse. Vor Gericht erkämpfte sich die aufmüpfige Schülerin ein positives Urteil.

Die obersten bayerischen Richter erklärten den Erlaß des ehemaligen Kultusministers Hans Maier von 1973, nachdem „politische Werbung durch Wort, Schrift und Emblem“ mit Verweis oder Schulausschluß bestraft werden kann, als verfassungswidrig.

Nun ist kein Stoppschild mehr für Strauß nötig. Was aber macht ein „Anti-Strauß-Komitee“ ohne sein Feindbild? „Wir haben uns diese Woche bereits getroffen, um darüber zu reden“, erzählt die Münchnerin Anette Schorb. Einen neuen Namen müssen die rund 100 Mitglieder in München und Regensburg erst noch finden. Die politische Arbeit jedoch wollen sie mit dem Tod von FJS nicht zu Grabe tragen. Die Politik des Demokratieabbaus sei bei Staatssekretär Gauweiler in besten Händen. Den Kampf gegen Gauweiler hat das Komitee bereits vor seinem Amtsantritt als Münchner Kreisverwaltungsreferent 1983 eröffnet. Den dazugehörigen Anstecker „Weg mit den schwarzen Sherriffs! Weg mit Gauweiler!“ gibt es längst. Die schwarz gekleidete und martialisch auftretende Wachtruppe vom „Zivilen Sicherheitsdienst“ (ZSD) sorgte immer wieder für Schlagzeilen durch ihre brutalen Übergriffe in den Münchner U-Bahnhöfen, die sie bewachen sollten. Gauweiler verteidigte als Anwalt diese Übergriffe der „Schwarzen Sheriffs“ vor Gericht und verhalf den „Djangos“ in vielen Fällen zu Freisprüchen.

Auch wenn die Komiteemitglieder keine persönliche Feindschaft zu Strauß sehen, der „Monarch“ fühlte sich mehr als einmal von ihnen beleidigt. Der 41jährige Christian Lehsten wurde vor zwei Wochen zu einer Geldstrafe von 1.750 Mark verurteilt. Der Grund war eine Flugblattüberschrit: „Die bayerische Staatsregierung ist schlimmer wie jede Seuche.“

lui