Rotundichnus münchehagensis

■ Dinosaurier-Spuren lockten 30.000 Neugierige in die Nähe der Dioxin-Kippe

Was eine Herde Dinosaurier vor 140 Millionen Jahren im heutigen Münchehagen, dem Dank seiner Dioxin-Kippe bekannten kleinen Örtchen im Süden des Landkreises Nienburg, gesucht hat, weiß heute niemand mehr. Gesucht und gefunden haben jedoch in diesem Jahr schon über 30.000 BesucherInnen die versteinerten Fährten der Großsäuger. Die Wildwechselspuren wurden zur größten Besucherattraktion des Kreises im Naturpark „Steinhuder Meer“. Die prähistorischen Relikte sind jedoch von der Witterung bedroht.

Erst 1980 haben Laien die rundlich-ovalen Trittsiegel in einem ehemaligen Steinbruch entdeckt. Seitdem haben WisenschaftlerInnen über 250 Trittsiegel freigelegt. Die Eindrücke ähneln stark vergrößerten Elefantenspuren und lassen Rückschlüsse auf Art und Größe der Saurier zu. Bis zu 28 Meter lang sollen die als „Rotundichnus münchehagensis“ benannten Verursacher der Fährten gewesen sein. 30 Tonnen mußte so ein „Ur-Vieh“ bewegen. Um die besten Spuren wurde 1983 eine Schutzhalle gebaut. Anfang 1987 wurden die Dinosaurierfährten von Münchenhagen zum Naturdenkmal erklärt. Nach einer jetzt erschienenen Broschüre der Naturhistorischen Gesellschaft in Hannover sind die Fährten in Häufung, Zustand und Größe bislang einzigartig in Europa.

Noch können die Versteinerungen im Urzustand besichtigt werden, doch schon setzt die Witterung den Trittspuren kräftig zu. Hitze und Frost lassen Risse entstehen, in denen sich Unkraut festsetzt. Um alle Spuren dieser Urtiere zu erhalten ist nach Ansicht der Wissenschaftler eine Überdachung unumgänglich. Für die Errichtung eines solchen Museums steht der Landkreis Nienburg mit einem in Schweden lebenden Deutschen im Gespräch. Dieser möchte schon seit längerem einen Saurier-Park in der Bundesrepublik eröffnen. Mehr als hundert lebensgroße Saurierfiguren würden dann in Münchenhagen ein Zuhause finden.

Ein noch zu lösendes Problem ist die Finanzierung der Schutzbauten und der Unterhalt der künftigen Ausstellungs -Anlage.

Ein Verband „Naturpark Steinhuder Meer“ engagiert sich schon länger bei der Pflege der Trittsiegel. Und ein „Saurier -Stammtisch“ aus Wilkening befaßt sich nicht nur in Biergesprächen mit den Urtieren.

Kai Marquardt (dpa)