Es wird weiter gegiftet und gequalmt

Die USA und Großbritannien verzögern das Inkrafttreten des Verbrennungsverbots von Giftmüll auf hoher See bis zum Jahre 1994 / Greenpeace fordert sofortigen Stopp  ■  Aus London Rolf Paasch

Die 65 Mitgliedsländer der alljährlich in London stattfindenden „Dumping Convention“ haben am Donnerstag ein Verbot für die Verbrennung von Giftmüll auf hoher See beschlossen.

Während die von Dänemark eingebrachte Resolution ein Inkrafttreten des Verbrennungverbotes bereits zum Ende diesen Jahres vorsah, gelang es den Delegationen der USA und Großbritanniens, das endgültige Ende für diese umweltbelastende Art der Entsorgung auf das Jahr 1994 hinauszuschieben.

Die nach zweitägigen Rangeleien beschlossene Resolution fordert die in London vertretenen Länder allerdings dazu auf, die Giftmüllverbrennung auf hoher See bereits bis zum 1. Januar 1991 zu reduzieren und alternative Entsorgungsmethoden zu entwickeln. Sofort gestoppt werden soll dagegen der Export hochgiftiger Stoffe in solche Länder, die der „London Dumping Convention“ nicht angehören.

Eine Sprecherin kritisierte die Verzögerung und erklärte, „diese Resolution sollte die Ozean-Verbrennungsindustrie endgültig dazu veranlassen, ihre Sachen einzupacken und nach Hause zu gehen“.

Die Industrie interpretierte den Entscheid jedoch ganz anders. Da die verabschiedete Resolution für 1992 eine wissenschaftliche Neubewertung der Verbrennungspraxis vorsehe, so gab sich Barry Ricketts von der deutsch -niederländischen „Association of Maritime Incinerators“ optimistisch, könne eine technologisch verbesserte Giftmüllverbrennung auf hoher See möglicherweise auch noch nach 1994 stattfinden.