Serbien kündigt Mißtrauensantrag gegen jugoslawische Regierung an

Belgrad (afp/taz) - Die Republik Serbien hat am Donnerstag angekündigt, daß sie der jugoslawischen Bundesregierung von Branko Mikulic die Vertrauensfrage stellen wird. Damit soll die Regierung für die schlechte Wirtschaftslage zur Verantwortung gezogen werden. Zugleich bedeutet der angekündigte Mißtrauensantrag einen Versuch der serbischen Führung, die nach den Demonstrationen der letzten Wochen deutlich gewordene Empörung der Bevölkerung auszunutzen. Für Samstag waren weitere serbische Massendemonstrationen angekündigt.

Der Chef der serbischen Parteiführung, Milosevic, hatte bereits vor kurzem durchgesetzt, daß die Bundesregierung die Notwendigkeit einer Änderung des Statuts der autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina zugeben mußte. Milosevic fordert mehr Einfluß der Serben in diesen Provinzen. Bereits am Donnerstag war es zum Rücktritt des gesamten Parteipräsidiums der Vojvodina gekommen, das Milosevics Politik kritisiert hatte.

Andere prominente Milosevic-Kritiker waren in der letzten Woche bereits zurückgetreten. In Belgrad gilt der neue Vorstoß der serbischen Genossen gegen die Zentralregierung als Versuch Milosevics, seinen Einfluß weiter auszubauen.

kb