First Aids

■ Geschäft mit den Handschuhen

Berlin (taz) - Ein „Erster Helfer“ trifft in der Bundesrepublik - statistisch gesehen - alle 600 Jahre auf ein HIV-infiziertes Verkehrsopfer. Keine der wenigen nachgewiesenen Aids-Übertragungen von Wunde zu Wunde fand bisher auf der Straße statt. Und damit das so bleibt, hat die Bundesregierung die Straßenverkehrszulassungsordnung novelliert. Die bundesdeutschen Auto-Verbandskästen müssen mit Anti-Aids-Handschuhen komplettiert werden.

Ein „schlechter Witz“, meint der stellvertretende Präsident der saarländischen Ärztekammer und Vorsitzende der dortigen Aids-Kommission, Klaus-Peter Kwiet. 80 Prozent der bisher schon vertriebenen Anti-Aids-Überzieher seien eh undicht, der Rest gehe „beim fest Zupacken“ drauf. Die glibbeligen Dinger schützen weniger Nicht-Infizierte vor Infizierten, als Drogerien, Apotheker, Kfz-Werkstätten und Automibilclubs vor Umsatzeinbußen. Noch eine andere Rechnung machte Kwiet anläßlich eines Verkehrsforums in St. Ingbert auf: 60 Millionen Paar „Einmal-Handschuhe PVC-nahtlos groß“ werden sich irgendwann als Müllproblem entpuppen. Bei ihrer Verbrennung entsteht bekanntlich Dioxin.

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