Licht aus Strom aus Licht

■ Bremer Laden zur Vermarktung und Werbung für Solar-Energie eröffnet / Auf einem Dach kann mit 20.000-40.000 Mark das Solarkraftwerk für ein Haus installiert werden

„Strom aus Licht“ ist der paradoxe Werbeslogan einer bayerischen Solarenergie-Firma, für deren Produkte am Samstag in Bremen in der Künstlerstraße Fedelhören ein Geschäft aufgemacht wurde. Zehn Halogen-Leuchten erhellen das Souterrain - wie die meisten Neueinsteiger in Bremen eröffnet es im Souterrain - natürlich „solar“ gespeist. Im Fenster steht die 90 Zentimeter im Quadrat große Fläche. Wieviel elektrische Energie ist aus dem Licht herauszuholen, das durch die Regenwolken herunter kommt, den Weg zwischen den Häusern hindurch am Zaun vorbei bis ans Fenster des Hauses Fedelhören Nummer 67 findet? Die beiden Module liefern pro Tag soviel Energie, wie die 10 Lampen in einer halben Stunde brauchen. Das Dach eines normalen Bremer Hauses würde ausreichen, den Lichtstrom zu erzeugen, der in einerWohnungen durchschnittlich gebraucht wird, rechnet der ibc-Hersteller Mörstedt vor.

AEG hat für die Geschäfts eröffnung so ein halbes Dach vor den Laden gestellt. Bei der Tiefkühltruhe könnte es allerdings problematisch werden, für die Waschmaschine braucht man andere Stromerzeugungs-Arten.

Der Hersteller Mörstedt ist ein realistisch denkender Unternehmer. Staatliche Subventionen seien jetzt nicht das Problem, darauf könne man verzichten, erklärt er den staunenden Eröffnungs-Gästen. Auch gegen Atomtechnologie hat er im Grunde nichts: „Ohne Atomkraft können wir die Wirtschaft nicht in Gang halten, im Augenblick“. Die Gäste murren, in Bremen ist die Sonnenenergie noch eine parteiliche Sache der Atomtechnologie-Kritiker.

Aber bei der Notwendigkeit eines Marketing für die Sonnenenergie sind sich alle wieder einig. Auch bei den Subventionen lenkt er ein wenig ein: Wenn die Investition privater Nutzer erleichtert werden soll, hat er nichts dage

gen. Ein Solar-Modul - 45 x 90 Zentimeter - muß der Endverbraucher bei ihm mit knapp 1000 Mark bezahlen, mit 20.000 Mark wird man für ein Solar-Dach kaum auskommen. Und für eine solche Investition reicht der Idealismus meist noch nicht.

Auch Moden müßten deshalb ausgenutzt werden, erklärt Mörstedt, um den Gedanken des „Strom aus Licht“ zu verbreiten. Solargetriebene Springbrunnen sind hübsche Demonstrationsobjekte, Armband- und große Uhren laufen wartungsfrei - auf Solar und überstehen problemlos und wochenlang die Nächte, Taschenrechner ebenso. Das alles sind Spielereien, die das Bewußtsein verändern sollen.

AEG verteilt Prospekte von der „Tour de Sol“, dem großen „Solar-Rennen“ 1986.

Geschäftsinhaber der Bremer SOLAR-TRANSFER ist der Publizist Siegfried Lessing, der sich

in der letzten Zeit auch als „Agentur für Werbe- und Marketingstrategie“ versucht hat. Er will auch mit Seminaren und Informationsveranstaltungen auf den neuen Energie -Kreislauf Licht - Strom - Licht aufmerksam machen, die bayerische IBC hat zusammen mit dem „OTTI“ in Regensburg ein jährliches Solar-Symposium in Staffelstein ins Leben gerufen - warum so etwas nicht für die Bremer Region, regte IBC -Vertreter Mörstedt mit unwiderstehlichem Charme an.

Ein Werbe-Präsent schenkte der IBC-Mann dem Bremer Geschäftspartner zur Eröffnung: ein sonnenenergie -betriebenes Gerät, das die Ladung der Autobatterie erhalten soll. 30 Zentimer hoch ist das Teil, das eine Form hat wie ein Hammer, einfach aufs Auto-Dach zu klemmen. „Vorsprung durch Innovation“ ist eine der Werbeslogans für die Sonnenenergie.

K.W.