Das leiseste Konzert

■ Harald Vogel spielt Clavichord, 20 Uhr, Ostkrypta des Doms

Bruce Springsteen und Harald Vogel sind die unschlagbaren Rekordhalter: Der eine lieferte das sicher lauteste Konzert dieses Jahres, der andere wird heute abend an der Grenze des Unhörbaren musizieren. Auf dem Clavichord spielt er Werke von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach. Meines Wissens ist es die erste Gelegenheit, das Instrument in einem Konzert in Bremen zu hören. Das leise Clavichord vor ein Publikum zu stellen, widerspricht eigentlich dem Charakter des Instrumentes. Forkel, der erste Bach-Biograph, berichtet, Johann Sebastian habe es für das „beste Instrument zum Studieren, sowie überhaupt zur musikalischen Privatunterhaltung“ gehalten. Sein Ton ist - im Gegensatz zu dem des Cembalos - in der Lautstärke zu beeinflussen, die besonders deutliche Artikulation und die Möglichkeit, den Ton zum vibrierenden „Beben“ zu bringen, machten das Clavichordspiel zu einer Schulung des am Ideal kantabler melodischer Gestaltung orientierten Clavierstils. Auf keinem anderen Tasteninstrument hat die Spielerin die Möglichkeit, den Ton so direkt und innig zu gestalten. So eignet es sich ideal zur Darstellung der radikal subjektiven Gefühlsmusik Carl Philipp Emanuel Bachs.

Axel Weidenfeld