Anschlag traf AEG-Waffenschmiede

■ Sprengsatz beschädigte Fassade und zertrümmerte Scheiben / Polizei ist noch auf Spurensuche / AEG läßt in Vegesack seegestützte Waffensysteme entwickeln

Ein Bekennerschreiben gibt es noch keines, und wer es war, weiß die Polizei erst recht nicht. Aber eins wußte sie gestern genau: Was an der Hinterfront der AEG-Marinetechnik in Bremen-Vegesack am frühen Sonntag morgen explodiert ist, war ein Sprengsatz. Er riß ein Loch in den Boden und brachte die Alarmsirenen auf der nahen Vulkan-Werft zum Heulen. Seitdem suchen Beamte der Kripo und des Bundeskriminalamtes nach Spuren.

Die AEG wohnt hier mit ihrer Marinetechnik bei der landeseigenen Werft Bremer Vulkan AG

zu Miete. Der Elektronikkonzern bezog das ehemalige Verwaltungsgebäude der Werft in der Weserstraße. Erst vor wenigen Monaten sollen „sicherheitsrelevante Bereiche“ aus den AEG-Büros auf der Lürssen-Werft in die Weserstraße verlagert worden sein.

„Sicherheitsrelevant“ ist dort jetzt fast alles. Denn die rund 200 Ingenieure und Techniker arbeiten an der Entwicklung von seegestützten Waffen. Zum Beispiel werden dort die Startbahnen für die Flugabwehr-Raketen des Systems RAM konstruiert. Mit die

sem System sollen in den neunziger Jahren sämtliche Kriegsschiffe der Nato ausgerüstet werden. Ein weiteres Aufgabengebiet: Die Weiterentwicklung der Feuerleitsysteme für die Schnellboote der Bundeswehr, Typenbezeichnung „143 Bravo“. Schließlich wird in der Weserstraße an der Elektronik für Minenkampfboote getüftelt. Der Golfkrieg hat bewiesen, wie groß der Markt für solche Produkte ist.

Bewacht wird der Waffen-Braintrust der AEG von zwei Wachmännern. Jedenfalls bisher.

mw