CSSR-Manager

■ Der neue Ministerpräsident der CSSR, Ladislav Adamec, möchte kritisiert werden / Er fordert eine Anhebung des technischen Niveaus in der CSSR

Ein Wirtschaftsfachmann soll er sein, ein Technokrat, dem weitreichende politische Reformen zu riskant für die „Stabilität“ der tschechoslowakischen Regierung sind. Der 62jährige Ladislav Adamec hatte lange Jahre als Manager gearbeitet, bevor er Mitte der 60er Jahre in die Politik überwechselte.

Erst im vergangenen Jahr war er zum Regierungschef der Tschechischen Republik aufgestiegen. Damals hatte er die Reformen in der Sowjetunion grundsätzlich begrüßt. Seither hat er in seinen Reden immer wieder die Modernisierung der tschechischen Industrie durch eine Anhebung ihres technischen Niveaus gefordert.

1926 in Frenstadt (Nordmähren) geboren, begann er nach dem Krieg seine Berufslaufbahn in der chemischen Industrie und kletterte ziemlich schnell vom einfachen Mitarbeiter einer Planungsabteilung auf den Posten des Direktors in seinem Betrieb. Dort war er so erfolgreich, daß er schon bald zum Planungschef des nordmährischen Bezirks aufstieg und von 1963-1969 Abteilungsleiter für Wirtschaft im ZK der tschechoslowakischen KP in Prag werden konnte.

Auch das gewaltsame Ende des Prager Frühlings war für ihn kein Karriedurchbruch. Denn schon 1969 wurde er stellvertretender Ministerpräsident in der neugegründeten tschechischen Landesregierung in Prag.

Adamec gilt als ein hervorragender Redner und stellt sich gerne als eine Person dar, die offen nach allen Seiten ist. Seine Kritik richtete sich früher vor allem gegen jene Zustände, die den Aufstieg junger Leute behinderten. Doch seit er seit 1987 selbst Regierungschef der tschechischen Republik war, ist seine Kritik merklich leiser geworden. Immerhin brach er noch am Wochenende eine Lanze für die Kritik: „Jene, die gegenüber berechtigter Kritik blind und taub sind, haben keinen Platz in den Führungspositionen“, sagte er. Jetzt kann er beweisen, ob er zu seinem Wort steht.

Erich Rathfelder