Banker waschen Schnee

■ Internationaler Drogengeld-Wäscherring aufgeflogen / Leitende Angestellte der siebtgrößten Privatbank der Welt festgenommen / Anklage auch gegen die Bank

Berlin (dpa/ap/taz) - Zu einer Hochzeit hatten vermeintliche Drogenmafiosi am vergangenen Samstag in Tampa im US -Bundesstaat Florida ihre Geschäftskumpane eingeladen. Als die Gäste das Penthouse im Golfclub betreten wollten, wurden sie noch an der Aufzugtür allesamt festgenommen: unter ihnen Gomzola Mora jr. - einer der größten Drogenhändler Kolumbiens - sowie mehrere leitende Mitarbeiter der siebtgrößten Privatbank der Welt.

Die Gastgeber waren Angehörige von US-Bundesbehörden, die Täter waren die Banker. Die Anekdote gehört zu einem der spektakulärsten Coups, die die Drogenfahnder gegen ihre „Klientel“ je landen konnten. Am Dienstag nun hat die Staatsanwaltschaft in Tampa gegen insgesamt 80 Personen Anklage erhoben unter dem Vorwurf, Einnahmegelder aus dem kolumbianischen Kokain-Verkauf „reingewaschen“ zu haben. Unter den 39 am vergangenen Wochenende festgenommenen Personen befinden sich laut ermittelnder US-Zollbehörde neun leitende Angehörige der Bank of Credit and Commerce International (BCCI) mit Sitz in Luxemburg, die mit einem Eigenkapital von 19,6 Milliarden Dollar und mehr als 400 Filialen in 73 Ländern die siebtgrößte Privatbank der Welt ist. Fortsetzung Seite 2

Sie ist im Besitz von Angehörigen der Golf-Staaten.

Am Montag wurden dann noch zwei Leiter der Pariser BCCI -Filiale, der Direktor des Londoner Unternehmens Bank of Credit and Commerce, sowie der Generaldirektor der Londoner Gesellschaft „Capcom Financial Services“ festgesetzt. Die beiden Londoner Geschäftsleute kamen jedoch am Dienstag bereits wieder gegen 225.000 bzw. 300.000 Pfund Kaution auf freien Fuß. Neben den Einzelpersonen stehen auch die beiden Londoner und Pariser Filialen insgesamt unter Anklage bei den US-Behörden.

Wie die US-Zollbehörde nach zweijähriger Ermittlungsarbeit jetzt anläßlich der Verhaftungen mitteilte, wurden die illegalen Drogengewinne über eine BCCI-Niederlassung in Tampa in kleineren Posten auf Konten von Filialen in London und Paris überwiesen. Von dort gingen sie als zeitlich befristete Anlagen zum Festzins getarnt zurück nach Tampa. Nach dem Fälligkeitstermin flossen sie dann automatisch auf Konten bei den BCCI-Filialen in Frankreich, Panama, Uruguay, Großbritannien, Luxemburg und auf den Bahamas weiter. Durch die diversen Waschgänge war die Herkunft der insgesamt verdealten 13,6 Millionen Dollar schließlich unkenntlich, die Gelder mithin clean und für weitere Investitionen im legalen Bereich brauchbar. Normalerweise müssen der US -Bankenaufsicht alle Konteneinzahlungen, die 10.000 Dollar übersteigen, gemeldet werden. Die Ermittlungsbehörden vermuten nun, daß die Einzahlungen künstlich gestückelt wurden, um diese Vorschrift zu umgehen.

Die betroffene Bank wehrt sich inzwischen gegen die Vorhaltungen gegen ihre Tochterunternehmen. Sie stellte „kategorisch“ fest, daß sie zu keinem Zeitpunkt wissentlich in das „Geldwaschen“ verwickelt gewesen sei. Es handele sich um eine „bösartige Kampagne“. Die Bank wolle den Behörden jegliche Hilfe bei der Aufklärung leisten. Sie kam bei der Zählung der Verhafteten ihres Institutes überdies nicht auf neun, sondern nur auf sechs.

ulk