Sidemen move to centre stage

■ Musikalische Vorschau: Bobby King und Terry Evans spielen mit Band am Freitag um 20.30 Uhr im Dix / Ihr Mentor Ry Cooder bleibt nach gemeinsamer Platte ganz zu Hause

Zwei Back-up Sänger treten heute abend in den Vordergrund und lassen ihren Mentor Ry Cooder zu Hause: Vor drei Monaten spielte Ry Cooder mit seiner Gruppe in Hamburg, und ließ seinen Mitmusikern wieder viel Raum. Besonders Bobby King und Terry Evans hatten viel Gelegenheit, ihre fesselnden, von Soul triefenden Gesangsduette zu präsentieren. Cooder hielt sich da ganz im Hintergrund, und hatte offensichtlich keinerlei Bedenken, daß die beiden ihm die Show stehlen könnten. „Ich kenne keinen anderen Musiker, der seine 'backing singers‘ nach vorne kommen und singen läßt, wie Ry es tut. Er ist nie eingeschüchtert oder hat Angst vor dem, was die anderen

machen. Das mag ich sehr an ihm,“ sagt King über Zusammenarbeit mit Cooder.

Dieses Jahr ging Cooder noch einen Schritt weiter und produzierte eine Platten mit King und Evans, auf der er auch Gitarren spielte. Viele Kritiker zogen „Live and Let Live“ Cooders eigener, etwa gleichzeitig veröffendlichten „Get Rhythm“ vor, und er selbst bestätigt noch dieses Urteil, wenn er sagt: „Diese Platte ist die beste, die ich je machte.“

King und Evans zeigen mit ihrer Mischung aus unverdünntem R & B und Southern Soul, daß die schwarze Tradition der Sechziger noch lebt. Die Songs der Platte, die sicher auch beim Auftritt im

Dix gespielt werden, reichen von rollenden Soulstücken wie dem bittersüßen „Saturday Night“ zu Balladen wie dem Klassiker „At the Dark End of the Street“ bis zu Bluesnummern wie „Let Me Go Back To The Country“.

King und Evans spielen mit Gruppe, und da wird es interessant sein zu sehen, wie die beiden ohne Cooder und die anderen hochkarätigen Spieler seiner Band auskommen, und Musiker welchen Formats sie als Alternative mitbringen. Aber auch wenn sie zwei Stunden nur a cappella singen würden: Für alle, die schwarze Musik ohne modische Verbrämungen schätzen, ist Freitag nacht das Dix „the place to go“.

Willy Taub