Grüner Wasserstoff im Kommen

■ Hochschule und Universität erforschen Wasserstoff-Technologie / Senat soll Bericht über deren Chancen vorlegen Hamburg will Busse mit kanadischem Wasserstoff fahren lassen und das Erdgas damit verdünnen

Inzwischen weiß es fast jeder: Atomenergie ist gefährlich, Öl und Gas verderben die Erdatmosphäre. Die Idee, für die sich die Grünen - besonders in Bremen stark machen: Wasserstoff als Energieträger, gewonnen aus der unendlichen Kraft des Windes oder der Sonne. Mit Wasserstoff kann man heizen und kochen wie mit Gas und Autos antreiben wie mit Benzin. Ja, sogar Strom kann man aus ihm gewinnen. Zur weiteren Erforschung dieser Technologie und zur Anwendung in Bremen hatten die Grünen im Mai dieses Jahres ein Hearing veranstaltet. Die Ergebnisse stellten sie gestern in Form einer Broschüre vor.

Ein erstes Ergebnis dieses Hearings war bereits im vergangenen Monat zu verzeichnen. Die Bremer Bürgerschaft beschloß einstimmig, daß eine Arbeitsgruppe bis zum April des kommenden Jahres der Frage nachgehen soll: Wie kann Wasserstoff-Technologie in Bremen gefördert werden? Mit der Studie beauftragt wurde jetzt derLeiter des Instituts für Organische und Makromolekulare Chemie an der Universität, Prof. Dr. Dieter Wöhrle. Eine Studiengruppe soll sich mit dem Einsatz regenerativer Energiequellen und allgemeinen energiepolitischen Fragen für Bremen beschäftigen. Sie soll die Arbeit des Energiebeirats fortsetzen, den der Senat nach der Kata

strophe von Tschernobyl damit beauftragt hatte, über alternative Energiekonzepte nachzudenken. Die Amtszeit des Energiebeirats wird im nächsten Jahr auslaufen.

Auch innerhalb des Fachbereichs Schiffbau und Meerestechnik an der Bremer Hochschule beschäftigen sich Forscher mit Wasserstofftechnologie. Hier entsteht derzeit eine Informationsstelle. Wolf-Dieter Weiss vom Fachbereich Schiffbau will auch das Seine dazu beitragen, daß die Wasserstoff-Technologie bei jungen Ingenieuren besser bekannt wird: Für Maschinenbau-Studenten sollen Vorlesungen zu diesem Thema in Zukunft obligatorisch sein. Ein spezielles Wasserstoff-Labor soll in der Hochschule entstehen, eventuell soll es gemeinsam mit der Universität betrieben werden. Beide Institute arbeiten in Sachen Wasserstoff jetzt schon eng zusammen.

Den Schwerpunkt der Forschung an der Hochschule bildet derzeit die Entwicklung von Schiffen, die zum Transport von Wasserstoff geeignet sind. Hier wird bald konkreter Bedarf entstehen, denn in kanadischen Wasserkraftwerken wird ein Überschuß an Strom produziert. Damit stellen die Kraftwerke Wasserstoff her, das heißt, sie spalten Wasser auf elektrolytischem Weg in Sauerstoff und Wasserstoff. Flüssig, also unterkühlt, wird der Wasserstoff dann in Tankern über

den Atlantik kommen. Nicht nach Bremen, sondern nach Hamburg. Die „Hamburger Elektrizitätswerke“ wollen den weit gereisten Energieträger dort dem Erdgas beimischen und versuchsweise einige Stadtbusse damit betreiben.

Das wäre auch in Bremen möglich, meinen die Bremer Grünen. Die Wasserstofftechnik habe hier gute Chancen, sagte der Bürgerschaftsabgeordnete Paul Tiefenbach, weil das Land über eine eigene Energieversorgung verfüge. Außerdem stehe die Industriestruktur wegen der Werftenkrise im Umbruch. Der Plan des grünen Lehrers Walter Ruffler: Windgeneratoren sollen Strom liefern, der das Wasser spaltet. Der so gewonnene Wasserstoff soll Bremer Stuben warm und die Kartoffeln gar machen. Sogar Lampen könnten mit Wasserstoff leuchten, wenn im Keller ein „Stirling-Motor“ steht, der Wasserstoff verbrennt und Strom erzeugt.

oma/mw