Schafferinnen aßen

■ Sozialdemokratische Frauen luden gestern abend Genossinnen und Ausländerinnen zu ihrem 14. Mahl

Weil beim stockpatriarchalischen Stockfischessen, dem Bremer Schaffermahl, auch anno 1989 nur Männer zugegen sein dürfen, luden Bremer SPD-Frauen gestern aus Protest zu ihrem 14. Schafferinnen-Mahl. Außer ausgewählter Genossinnen bitten sie dabei jeweils im Herbst - einige Monate vor dem Mahl der mächtigen Männer - Frauen verschiedenster „abhängig beschäftigter, diskriminierter“ Bevölkerungskreise zu Tisch.

Nach den Busfahrerinnen der Straßenbahn AG oder den „alleinerziehenden Müttern“ luden sie gestern abend rund 40 ausländische Frauen aus Bremen ein - um mehr „schwesterliche Solidariät in die Köpfe der weiblichen bundesrepublikanischen Bevölkerung“ zu bekommen, wie sich als Gastrednerin die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Christa Ranzio-Plath, ausdrückte. Die Einladung im 14. Jahr an die türkischen, italienischen und iranischen Bremerinnen war auf „enorme“ Resonanz gestoßen. „Eine viel größere Nachfrage“ als bei den Zielgrupen vergangener Jahre, vermeldete die Schafferin Monika Boldt.

Das Schafferinnenmahl wird von der sozialdemokratischen Bürgerschaftsfraktion bezahlt

und findet im Haus der Bürgerschaft statt. Nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich übt es sich somit in bescheidener Distanz zum Mahl der Herren, das im Februar die hochvornehme obere Rathaushalle in Beschlag nimmt.

Christa Ranzio-Plath nannte vier Bereiche, in denen sie das Los ihrer ausländischen Schwestern verbessert wissen will: Erstens die gezielte Entwicklungshilfe für Frauen. Sie hatte Prospekte des „Marie-Schlei-Vereins“ mitgebracht, der Ausbildungsprojekte für Mädchen und Frauen im Senegal, in Indien oder in Uruguay unterstützt. Zweitens will sie die Genfer Flüchtlingskonvention so erweitert wissen, daß diese denjenigen Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts verfolgt werden, einen eigenen Flüchtlingsstatus einräumt.

Drittens plädierte Ranzio-Plath für ein ein eigenständiges Aufenthaltsrecht der Ausländerinnen in der BRD'so daß ihnen bei Scheidung oder Tod des Ehemannes nicht automatisch die Abschiebung droht.

Schließlich wandte sich die Gastrednerin gegen den Sextourismus deutscher Männer und den Kauf asiatischer Ehe -Frauen: „Die deutschen Frauen müssen die Männer erziehen.“

bd