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Frauennot am Telefon

■ Das Notruf-Telefon für Frauen feiert zehnjähriges Bestehen / Durchschnittlich 15 bis 20 Anrufe pro Woche / Bundesweite Aktionswoche gegen Vergewaltigung

Eigentlich haben sie keinen Grund zum Feiern, denn ihre Arbeit ist aus der Not entstanden: Seit zehn Jahren gibt es das Notruf-Telefon für Frauen, die von Männern Gewalt erleiden mußten. Gegründet wurde diese Initiative von Frauen, die es nicht länger hinnehmen wollen, daß Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung als zufällige, weibliche „Schicksalschläge“ abgetan werden. Um weiterhin gegen diesen Mißstand zu protestieren, haben die Berliner Ladies jetzt eine bundesweite Aktionswoche gegen Vergewaltigung mitinitiiert.

Mit Öffentlichkeitsarbeit, Werbung durch Plakate und Anzeigen, haben die Notruf-Frauen mittlerweile erreicht, daß ihre Einrichtung bekannt geworden ist. Im Durchschnitt gehen 15 bis 20 Anrufe pro Woche bei der Beratungsstelle ein. Doch „viele Frauen melden sich nicht gleich nach der Vergewaltigung bei uns, sondern ein paar Tage später, wenn sie sich nach dem Schock wieder einigermaßen gefangen haben“, erklärt Angela. Oft dauert es auch Monate oder sogar Jahre, bis sich Frauen trauen, über ihre Erlebnisse zu berichten und gegen die Täter vorzugehen.

Neben Adressen von Rechtsanwältinnen und Arztinnen geben die 18 Mitarbeiterinnen auch Tips für Prozeßvorbereitungen sowie Möglichkeiten der Selbstverteidigung und helfen den betroffenen Frauen, aktiv aus ihrer Opferrolle herauszutreten. Von sexueller Belästigung ist allerdings auch das autonome Frauenprojekt, das nur durch Spenden finanziert wird, nicht ausgenommen. Zu den Telefonzeiten, Dienstag und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr sowie Sonntag von 12 bis 14 Uhr unter der Nummer: 251 28 28, oder aber auf den Anrufbeantworter „melden sich oft irgendwelche Wichser“, erklärt Susanne verärgert. Ein Grund mehr, um jetzt eine Woche lang mit Diskussions- und Informationsveranstaltungen gegen männliche Gewalt und Belästigung in Aktion zu treten.

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