Nobelpreis für Nagib Mahfus

■ Schwedische Akademie würdigt den ägyptischen Autor mit dem Literaturnobelpreis

Stockholm/Berlin (dpa/taz) - Der Literaturnobelpreis ist in diesem Jahr zum ersten Mal einem arabischsprachigen Schriftsteller verliehen worden: dem 76jährigen Ägypter Nagib Mahfus. Die Schwedische Akademie begründete ihre Entscheidung mit dem Hinweis darauf, Mahfus habe „durch nuancenreiche Werke von bald scharfsinniger Wirklichkeitsnähe, bald suggestiver Vieldeutigkeit eine arabische Romankunst von allgemeiner menschlicher Gültigkeit geprägt“.

Der am 11.Dezember 1911 in Kairo geborene Autor gilt als der „große alte Mann“ der arabischen Literatur und ist weit über die Grenzen Ägyptens hinaus bekannt. Seine schriftstellerische Laufbahn begann er 1939 mit der Veröffentlichung von Novellen. Eine 1956/57 publizierte Trilogie über das Leben einer Familie in Kairo zwischen 1917 und 1944, bei der jeder Band den Namen einer Straße unweit der Hussein-Moschee trägt, verschaffte ihm den schriftstellerischen Durchbruch. Lebensgeschichtliche Zeitabläufe der einfachen Menschen vor dem Hintergrund großer gesellschaftlicher Veränderungen, insbesondere nach der ägyptischen Revolution von 1952, sind zentrales Thema seiner Werke.

Das 1959 geschriebene Buch Children of Gebelawi, das die Suche der Menschen nach geistigen Werten beschreibt, durfte bisher in Ägypten nicht veröffentlicht werden. In den 60er Jahren unter Staatspräsident Nasser hatte Mahfus Publikationsverbot.

Die ersten deutschen Übersetzungen von Romanen des Autors wurden in der DDR veröffentlicht: Der Dieb und die Hunde (Verlag Volk und Welt), Die Moschee in der Gasse (Verlag Reclam, Leipzig) und Das Hausboot am Nil (Edition Orient). Der Unionsverlag in Zürich, der auch die Midaq -Gasse herausgegeben hat, plant weitere Veröffentlichungen von Werken des Autors.

Mahfus zeigte sich von der Preisverleihung völlig überrascht.

bs