Rheinhausen wieder auf dem Plan

Betriebsräte fordern wegen des Stahlbooms sofortige Neuverhandlung über Fusionsplan Krupp-Mannesmann / Forderung: Stahlbasis Rheinhausen erhalten / Krupp erwartet 160 Mio. Jahresgewinn  ■  Von Walter Jakobs

Rheinhausen (taz) - Die Betriebsräte von Krupp und Mannesmann fordern von ihren Vorständen sofortige Neuverhandlungen über den im Mai vereinbarten Fusionsplan. Nach diesem Plan sollen in dem fusionierten Unternehmen ab 1. Juli nächsten Jahres monatlich nur noch 340.000 Tonnen Stahl von dann 4.300 Stahlkochern produziert werden. Zur Zeit werden in beiden Unternehmen zusammen monatlich 600.000 Tonnen gekocht und verkauft - mit etwa 8.000 Beschäftigten.

Angesichts dieser Zahlen verlangen die Betriebsräte „sofortige Verhandlungen über einen Weiterbetrieb der Stahlbasis Rheinhausen“. Schon heute sei erkennbar, daß die vorgesehene Zeitschiene „unrealistisch ist“. Allein in Rheinhausen werden derzeit 25.000 Überstunden gefahren, um die unerwartete Stahlnachfrage zu decken. Die Krupp-Stahl AG, die in den letzten Jahren dreistellige Millionenverluste gemacht hat, erwartet für 1988 einen Gewinn von 160 Millionen Mark. Mit ähnlichen Gewinnen rechnet auch Mannesmann.

Mit diesem Geld, so die gemeinsame Erklärung der Betriebsräte aus beiden Unternehmen, könne und müsse die Anzahl der vereinbarten Ersatzarbeitsplätze „erheblich ausgeweitet werden“. Die Betriebsräte sind nicht länger bereit, die 600.000 Monatstonnen mit Hilfe von Überstunden auf „Knochen der Kolleginnen und Kollegen zu produziern“. Sie fordern die Übernahme aller Auszubildenden und Neueinstellungen, um die vereinbarte 36,5-Stunden-Woche umzusetzen. Im Rheinhausener Betriebsrat wird erwogen, zukünftig keine Überstunden mehr zu genehmigen, falls sich der Vorstand verweigern sollte. Die Unternehmensvorstände halten den gegenwärtigen Stahlboom für eine „Ausnahmesituation“ und wollen zum Jahreswechsel lediglich den Terminplan der Fusion überprüfen.