Blues, Sweat and Beers

■ Bobby King und Terry Evans verwandelten am Freitag das Dix in eine Hipsterkneipe direkt aus den glorious Sixties

Die Musiker standen noch keine fünf Minuten auf der Bühne, da hatten Bobby King und Terry Evans schon ihre Hemden durchgeschwitzt: und so war auch ihre Musik: heiß, körperlich und alles andere als feinsinnig. Sie wollten auch eher eine Party inszenieren als nur ein wohlklingendes Konzert intonieren: „Lets have a party“ kam die Aufforderung mehr als einmal von der Bühne, in der Pause sogar ein „Don't go away - get drunk!“

Und für diese Atmosphäre war das Dix ideal: Die Bedienung drängte sich auch bei den leisen Songs mit vollem Tablet durchs Publikum, die Kneipengespräche waren in der Nähe der Theke fast lauter als die Musik, die Luft war zum anlehnen man war wie zurückversetzt in einen der typischen Clubs der 60er Jahre. Hier fühlten sich Evans und King auch offensichtlich wohl und sie spielten genau die Musik, die in solch einen Schuppen paßt.

Wie auf ihrer Platte, für die sie ein wenig zu penetrant die Werbetrommel rührten, machten sie einen Zug durch die schwarze, populäre Musikgemeinde mit Rhythm & Blues und Soul, Uptempo Nummern und tränentreibenden Balladen. Mit einer Version des Discohits „Rock me Baby“ stießen sie auch mal in die Untiefen der schwarzen Musik vor, aber selbst hier hörte man auch immer wieder aus dem Gesangstil des Tenor King und des Bariton Evans die schwarze Kirchenmusik heraus.

Evans und King sind seit über

zehn Jahren in der Band von Ry Cooder als Backing-up Sänger, sie spielten auch einige Stücke aus ihrem Repertoire mit Cooder, und sie konnten es sich auch nicht verkneifen, immer wieder auf den großen Boss hinzuweisen. Mit ihrer Band hatten sie sich dagegen ganz gut aus der Affaire gezogen. Auf der Platte hatten Cooder und die Cracks aus seiner Band mitgespielt. Auf Tour gingen Evans und King mit unbekannten Begleitmusikern. Die schielten aber nicht nach den Vorbildern und spielten die Stücke so frisch und frei, daß nie der Eindruck aufkam, hier würde die kleine Reiseaustattung vorgeführt. Der Gitarrist Ratha Mobley hatte den undankbarsten Job, denn wer will schon den Ersatzmann für Cooder spielen, zudem kamen die meisten Soli von ihm, da sich der Pianist Robert Roden sehr zurückhielt und nur einige Solo-Passagen auf dem Saxophon spielte. Mobley hatte den Ton eines Gitaristen der Westcoast und klang ganz anders als Cooder.

„Does anybody here know, what that is, the Blues?“ fragte King wohl mehr rethorisch, aber als kaum einer antwortete, sagte er „Well after this, you will knew“ und dann sangen die beiden ein hinreißendes Bluesmedley. Bei den Zugaben forderten dann viele stürmisch, schon ein wenig lallend, „De Bluus, De Bluus , Plies plei de Bluus!“ Evans und King hatten vollen Erfolg: es gab eine Party und man weiß jetzt in Bremen, was das ist „De Bluus!“

Willy Taub