Fragwürdiger Erfolg

■ Kraftlose Demonstration gegen die WAA

50.000 marschierten für einen WAA-Baustopp. Das ist in der Geschichte des Widerstands gegen dieses Jahrhundertbauwerk in der Oberpfalz die zweitgrößte Demonstration überhaupt. Ein politischer Erfolg, ohne Zweifel, wenn nach zweieinhalbjähiger Abstinenz wieder eine Demonstration zum Bauzaun genehmigt wird. Es ist auch ein politischer Erfolg, daß fast drei Jahre nach Baubeginn immer noch soviele Menschen gegen die WAA demonstrieren und ihren Protest nicht nur durch eine Unterschrift im Rahmen der Genehmigungsverfahren manifestieren. Doch der Verlauf dieser Demonstration muß zu denken geben. Die Veranstalter müssen sich fragen lassen, ob solch kraftlose Märsche dem WAA –Widerstand nicht eher schaden als nutzen.

Das Schielen nach einem breiten Bündnis hat dafür gesorgt, daß die Demonstration von Kräften der Friedensbewegung und SPD-Kreisen dominiert war. Die Konzentration aller Energien der Oberpfälzer Bürgerinitiativen auf den Erörterungstermin in Neunburg hat zusätzlich den Schwerpunkt des Widerstands auf die juristische Ebene verlagert. Die längst überwunden geglaubten Hoffnungen auf das Funktionieren des Rechtsstaates feierten in Neunburg fröhliche Urstände.

In einer vorher in Wackersdorf nicht gekannten Angst, eventuelle Ordnungswidrigkeiten zu begehen, haben die Veranstalter jetzt ihr ursprünglich geplantes Demo-Konzept durchgezogen. Sie haben es versäumt, den Erfolg, endlich wieder legal zum Bauzaun vorzudringen, auszubauen. Sie haben damit nicht nur die wenigen Autonomen, die überhaupt noch nach Wackersdorf gefunden haben , verprellt, sondern auch viele Oberpfälzer, die sich mehr erwartet hatten. Nicht Randale oder sinnlose und aufreibende Kämpfchen am Bauzaun, sondern den bisher selbstverständlichen Schritt vom Protest zum Widerstand – und sei es nur mit Pfiffen oder ordnungswidrig losgelassenen Luftballons. Die Deklamation der Einheit verschiedener Widerstandsformen wird zur Makulatur, wenn Ordner fast schon polizeiliche Hilfsfunktionen ausüben.

Bernd Siegler