Bodenloser Dollar

 ■  AM WECHSELTRESEN

Tokio (dpa) - Am Montag morgen sah es in Tokio so aus, als würde sich die pessimistische Wochenprognose für den Dollarkurs gegenüber dem Yen schon am ersten Tag erfüllen: Mit 126,30 Yen wurde die US-Währungseinheit um fast zwei Yen unter dem Schlußkurs vom Freitag gehandelt. Gerüchte über eine bevorstehende Intervention der Bank von Japan lösten dann Dollarrückkäufe aus, so daß der Schlußkurs schließlich bei 127,20 Yen lag. Aber „das grundsätzliche Marktgefühl für den Dollar bleibt unfreundlich“, wie es ein Devisenhändler formulierte, und die Mehrzahl der Experten erwartet noch immer ein Sinken auf das 125-Yen-Niveau in dieser Woche.

Vor einer guten Woche war der Dollar in Tokio noch mit 133,50 Yen gehandelt worden - dann ging es bergab. Als Gründe wurden zunächst inneramerikanische Trends gesehen: Zinserhöhungen in den USA, die den Kurs über vermehrte Dollaranlagen hätten stützen können, wurden nach vielen Andeutungen unwahrscheinlicher. Dann wurden die Außenhandelszahlen für den August veröffentlicht, die auf der Basis der Zollabfertigungen ein Defizit von 10,56 Milliarden Dollar auswiesen - 31,7 Prozent höher als im Juli.

Dann aber wurde zusätzlich klar, daß Japans Notenbank -Gouverneur Satoshi Sumita und Finanzminister Kiichi Miyazawa nicht allzu unglücklich über die Entwicklung waren und ihre Grundsatzbekenntnisse zur Wechselkursstabilität sorgfältig qualifizierten. Das beschleunigte die Spekulation und erzwang sie sogar in vielen Fällen: Großbanken, exportorientierte Konzerne und institutionelle Investoren verkauften Dollarvorräte, um Kursrisiken zu minimieren. Wenn der Dollar bis zum Jahresende auf 120 oder sogar auf 110 Yen fällt, wie es viele Auguren vorhersagen, dann könnte die Bank von Japan nicht mehr mit dem klassischen Mittel der Zinsverbilligung gegensteuern, weil der Diskontsatz mit 2,5 Prozent bereits an der Untergrenze des Möglichen liegt. Sie kann den Leitzins aber auch nicht erhöhen, solange noch Zeit dazu ist, weil dann der Yen-Kurs in der Tendenz noch höher getrieben wird.

Frankfurt (dpa) - Der Dollar sucht zum Wochenbeginn nach seinem Kurseinbruch am vergangenen Feitag Boden: 1,8050DM lauteten am Montag die Eröffnungskurse in Frankfurt.

Das Pfund begann die Woche in Frankfurt mit 3,1710DM. Der Feinunzenpreis für Gold zeigte sich in London mit 411,50 Dollar fester.