Chiles Guerilla beendet Waffenruhe

■ Patriotische Front Manuel Rodriguez kündigt Anschläge an / Allende-Witwe kehrt nach Mexiko zurück / Christdemokraten-Chef Aylwin schließt Präsidentschaftskandidatur nicht aus

Santiago (afp) - Die chilenische Guerilla-Organisation „Patriotische Front Manuel Rodriguez“ (FPMR) hat den zum Präsidentschaftsreferendum ausgerufenen Waffenstillstand für beendet erklärt. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Zeitung 'El Mercurio‘ kündigte der inhaftierte FPMR-Führer Victor Diaz Caro an, daß bereits in den „nächsten Stunden“ mit neuen Anschlägen zu rechnen sei. Ziel der Organisation sei die Entfesselung eines „patriotisch-nationalen Krieges“ gegen die Diktatur. Die Guerilla, die seit Ende 1983 aktiv ist, hatte zwei Wochen vor dem Präsidentschaftsreferendum vom 5.Oktober einen befristeten Waffenstillstand verkündet.

Das Plebiszit, so Diaz, sei trotz des Sieges der Opposition kein Beitrag zur Wiederherstellung der Demokratie in Chile gewesen, sondern eine „Sackgasse“. Immerhin sei die Niederlage Pinochets eine „Überraschung“ gewesen, räumte der Guerillaführer ein, der auf seinen Prozeß wegen Beteiligung am Attentat auf den Diktator im September 1986 wartet.

Die Witwe des 1973 beim Militärputsch ermordeten chilenischen Präsidenten Salvador Allende, Hortensia Bussi, ist am Sonntag nach einem Monat in Chile nach Mexiko zurückgekehrt, wo sie seit 15 Jahren im Exil lebt. Frau Bussi hatte am Referendum teilgenommen, nachdem die Junta das Einreiseverbot für exilierte Linkspolitiker aufgehoben hatte.

Unterdessen hat der Führer der chilenischen Christdemokraten, Patricio Aylwin, angekündigt, er wolle sich möglicherweise als Einheitskandidat der Opposition um die Präsidentschaft bewerben. Er dränge sich keineswegs nach der Kandidatur, doch wenn sie ihm angetragen werde, werde er eine „Gewissensentscheidung“ fällen, sagte der 69jährige Politiker und Sprecher des 16-Parteien-Bündnisses „National -Kommando für die Demokratie“ am Sonntag in einer Rundfunkdiskussion. Der Bewerber der Opposition bei der für Dezember nächsten Jahres vorgesehenen Präsidentschaftswahl müsse den „Konsens“ all derer verkörpern, die sich für die Wiederherstellung der Demokratie nach 15 Jahren Militärdiktatur einsetzten, betonte Aylwin.