Chronologie der Kieler Affäre

13.9.87 Die schleswig-holsteinische Landtagswahl endet mit einem parlamentarischen Patt zwischen SPD/SSW und CDU/FDP; die Stimmung in der Regierungsfraktion nach der zweiten 'Spiegel'-Enthüllung über die dirty tricks der Barschel -Regierung: „Wenn das bloß gut geht„;

14.9.87 Barschel schwankt vor der Bonner Parteizentrale, in der er Rapport erstattet; CDU-Landesvorstand in Kiel;

15.9.87 In einer stundenlangen CDU-Fraktionssitzung drängen die Kollegen Barschel, die Vorwürfe zu entkräften; während der Kabinettssitzung bügelt der Ministerpräsident die Versuche seines Finanzministers Asmussen ab, über die anonyme Steueranzeige gegen den Oppositionsführer Björn Engholm zu reden;

16.9.87 Barschel organisiert gefälschte eidesstattliche Versicherungen und redet in der Staatskanzlei mit Staatssekretär Hans Joachim Knack vom Innenministerium über die Wanze in seinem Telefon, deren Einbau er der SPD anlasten wollte;

13. bis 28.9.87 In dieser Zeit hat Stoltenberg nach eigenen Angaben „viele Stunden persönlich mit Uwe Barschel oder im engsten Kreis diskutiert„;

18.9.87 Barschel präsentiert neun gefälschte eidesstattliche Versicherungen und gibt der „deutschen Öffentlichkeit“ sein Ehrenwort. Stoltenberg sitzt am Radio und hält die vier Stunden nicht aus, befiehlt seinen Mitarbeitern lange vor dem Ende: „Laßt uns das abschalten„;

22.9.87 FDP-Chef Zumpfort will sich mit Barschel nicht mehr vor der Fernsehkamera zeigen;

24.9.87 Staatsanwaltschaft Lübeck nimmt die Suche nach Einschreiben 683 auf, die an die Staatskanzlei gerichtete Kopie der anonymen Steueranzeige; Barschel erfährt, daß Telefongespräche aus dem Landeshaus und vom Autotelefon registriert sind;

25.9.87 Barschel kündigt seinen Rücktritt für den 2.Oktober an;

28.9.87 CDU-Fraktionschef Klaus Kribben, neuer Ministerpräsidentenkandidat, wird von Finanzminister Asmussen und dessen Staatssekretär Schleifer auf Barschels Lügen zur Steueranzeige hingewiesen. Er informiert Stoltenberg, vermutlich auch über die „positiven Hinweise“ aus der Lübecker Staatsanwaltschaft über einen „begründeten Anfangsverdacht“ gegen Dr. Dr. Uwe B. Beide reden mit Barschel, auch über eine Mandatsniederlegung des Abgeordneten Barschel, wie Stoltenberg am 17.10. öffentlich erklärt;

30.9.87 Kribben spricht erneut mit Barschel wegen der bekannt gewordenen Indizien;

1.10.87 In einer „Diskussion mit einem größeren Kreis von Fraktionskollegen und politischen Freunden“, so Stoltenberg, geht es wieder um das „Für und Wider“ einer Mandatsniederlegung;

2.10.87 Konstituierende Sitzung des Landtages; Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsauschusses;

6.10.87 Barschel düst nach Gran Canaria; Staatsanwaltschaft Lübeck beantragt Aufhebung seiner Immunität;

7.10.87 Erste Sitzung des Ausschusses; Finanzminister Asmussen belastet Barschel in Sachen Steueranzeige;

9.10.87 Die CDU-Fraktion fordert nach Plazet durch Stoltenberg, Barschels Rückkehr aus dem Urlaub und seine Mandatsniederlegung im Parlament;

11.10.87 Barschel schwimmt tot in einer Genfer Badewanne;

4.11.87 CDU-Obmann im Ausschuß Graf Kerssenbrock veröffentlicht eine „Zwischenbilanz“ und muß das Gremium verlassen;

7.11.87 Der CDU-Landesparteitag wählt Stoltenberg erneut zum Vorsitzenden;

9.11.87 „Völlig überraschend“ stirbt Staatssekretär Knack (65) in seinem Amtszimmer. Zehn Minuten vor dem „akuten Herzversagen“ erhielt er die erneute Vorladung zum Untersuchungsausschuß;

8.12.87 Die Lübecker Staatsanwaltschaft veröffentlicht ein Gutachten über Barschels jahrelangen Medikamentenmißbrauch;

9.12.87 Heiner Geißler: „Uwe Barschel war krank“. Ähnlich argumentierte die Unschuld aus Bonn, Stoltenberg vor dem Kieler Ausschuß. Dem SPD-Frager Gert Börnsen antwortet der Bundesfinanzminister, der CDU-Wahlkampf habe „insgesamt nicht die negative Qualifikation verdient, die Sie und andere ihm geben“. Insbesondere kann der CDU-Landeschef „bis zum heutigen Tag nicht erkennen, daß Mitglieder der CDU in Zusammenhang zu bringen sind mit den Dingen, die unter „Kieler Affäre“ zusammengefaßt werden„;

11.01.88 Untersuchungsausschuß beendet Zeugenvernehmungen;

5.02.88 Untersuchungsausschuß legt Abschlußbericht vor;

8. Mai 88 Landtagswahl in Schleswig-Holstein endet mit absoluter Mehrheit für die SPD.