Die im Dunkeln sieht man nicht

Ricardo Zeh, im Vorstand der Rundfunk-, Film- und Fernseh-Union, zuständig für die Kinobeschäftigten, über die miesen Löhne und Arbeitsbedingungen in den Filmtheatern  ■ I N T E R V I E W

PlatzanweiserInnen, KontrollerInnen und FilmvorführerInnen in den Kinos arbeiten zu Hungerlöhnen. 6.95 Mark brutto steht im Tarifvertrag, die meisten bekommen inzwischen, allerdings nicht tariflich abgesichert, acht bis zehn Mark. Derzeit laufen bundesweit die Tarifverhandlungen, in Berlin gab es bereits Protestaktionen. Acht Prozent mehr Lohn und Gehalt fordern die Kinobeschäftigten.

taz: Wer arbeitet denn heutzutage im Kino?

Ricardo Zeh: Das ist verschieden, es gibt einige Häuser, die arbeiten hauptsächlich mit studentischen Aushilfskräften. Aber die größeren Filmtheater am Kudamm z.B., die haben Festangestellte. Insgesamt ist die Fluktuation sehr groß.

Wie sieht denn der Arbeitsalltag eines Kinobeschäftigten aus?

Filmvorführer müssen zum Beispiel häufig noch gleichzeitig die Karten abreißen und kontrollieren. In einigen Kinos werden sie zwischendurch noch zum Flaschenaufsammeln oder Bonbonsverkaufen eingesetzt oder müssen gar am Ende noch saubermachen. Früher war Filmvorführer ein Lehrberuf, seit den sechziger Jahren werden fast nur noch Angelernte beschäftigt.

Gab es denn schon jemals Proteste der Kinobeschäftigten wegen der miesen Arbeitsbedingungen?

Nein, hier in Berlin ist bisher gar nichts gelaufen. In Freiburg gab es kürzlich eine Aktion, die gegen den Filmtheaterbesitzer Riech gerichtet war. Der hat dann kurzerhand seine Kinos dort zugemacht und den Leuten Abfindungen gezahlt. Und der Mann, der hat soviel Macht im Arbeitgeberverband, der drückt den komplett an die Wand.

Wieviele sind in der RFFU organisiert und wieviele kann man für Protestaktionen mobilisieren?

Im Moment sind es etwa 25 bis 30, die aktiv sind. Wir fangen ja gerade erst an, uns zu organisieren. Da hat auch die Gewerkschaft eine Entwicklung verschlafen. Einerseits gingen reihenweise Kinos kaputt, und man war zufrieden, wenn überhaupt Arbeitsplätze erhalten blieben. Gleichzeitig haben einige Kinofürsten alles aufgekauft und Ketten gebildet. Die machen wahnsinnige Gewinne und profitieren davon, daß die Tarife so niedrig sind.

bf