Französische Piloten flogen für den Irak

Frankreich stellte dem kriegsführenden Irak Militärberater und Piloten zur Verfügung / Französische Wochenzeitung enthüllt Einsatz seit 1983 / Staatlicher Rundfunksender Frankreichs dementiert Bombenflüge: Franzosen „nur als Militärberater tätig“  ■  Aus Paris Georg Blume

Frankreich lieferte nicht nur hochleistungsfähiges Waffenmaterial an den irakischen Kriegsführer Saddam Hussein, sondern auch, wie bisher nicht bekannt, militärische Berater und Piloten. Das berichtet das französische Satireblatt 'Le Canard Enchaine‘ in seiner dieswöchigen Ausgabe. Zudem hätte Frankreich im Golfkrieg „erstmals Material an ein kriegsführendes Land geliehen, ohne selbst den Krieg zu erklären“.

Die besondere französisch-irakische Kollaborationsgeschichte geht auf das Jahr 1983 zurück. Am 26.Mai dieses Jahres, berichtet der 'Canard‘, schloß der Irak mit dem französischen Verteidigungsministerium ein geheimgehaltenes Abkommen. Das Abkommen entspricht einem Pachtvertrag für fünf „Super Etendard„-Starfighter, die zwar als ältere Modelle in der französischen Flugzeuggalerie gelten, dafür aber mit der modernen Luftangriffsrakete „Exocet“ bestückt sind. Auf den Einsatz dieser Rakete gehen vor allem die erfolgreichen Bombardements der iranischen Ölhäfen und weiterer Städte zurück, die bis zu 1.000 Kilometer von den irakischen Luftbasen entfernt lagen. Im Oktober 1983 wechselten dann die fünf Flieger vertragsgemäß auf dem französischen Flugzeugträger „Clemenceau“ im Mittelmeer ihre Farben: Dort, so der 'Canard‘, bekamen sie den irakischen Kriegs-Look. Währenddessen gaben sieben französische Piloten, die ihre Cockpit-Verantwortung nicht aufgeben sollten, ihre Papiere ab, um im Kriegsgebiet nicht mehr identifizierbar zu sein.

Den Auftrag der Piloten, die von weiteren dreißig französischen Militärs begleitet wurden, formuliert der 'Canard‘ folgendermaßen: „Lehrflüge, Probeflüge, logistische Hilfe am Boden, Aufklärungsflüge“.

Inzwischen bestätigte der staatliche französische Rundfunksender France Inter, daß französische Militärberater im Irak tätig gewesen seien. France Inter fügte hinzu, daß französische Piloten nicht für die Bombardierung iranischer Städte verantwortlich zu machen seien. Weiter berichtete 'Le Canard Enchaine‘, daß die französische Gesellschaft Sagem zusammen mit dem deutschen Flugzeughersteller Messerschmidt -Bölkow-Blohm und brasilianischen Technikern an der Modernisierung sowjetischer Boden-Bodenraketen des Typs „Scud-B“ gearbeitet habe, die von Irak im Städtekrieg eingesetzt worden waren. Diesen Vorwurf hat bereits im März das Nachrichtenmagazin 'Le Point‘ gegen MBB erhoben; der Konzert dementierte promt.