Mann mit Erfahrung

Schwedens Reichspolizeichef nach Untersuchungsbericht zurückgetreten / Jüngstes Opfer der Ebbe-Carlsson-Affäre  ■  Von Gisela Pettersson

Stockholm (taz) - Am Mittwoch war es mit der unerschütterlichen Sesselkleberei des schwedischen Reichspolizeichefs Nils Erik Almansson vorüber: Nach monatelanger heftiger Diskussion über seine Rolle in der sogenannten Ebbe-Carlsson-Affäre trat er zurück. Als Grund nannte er auf einer Pressekonferenz in Stockholm, ihm fehle inzwischen das, was er für seinen Job nun mal notwendig brauche: das Vertrauen der Regierung nämlich. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen seinem Rücktritt und einem ebenfalls am Mittwoch vorgelegten Untersuchungsbericht des Justizkanzlers Hans Stark wollte Almansson nicht zulassen.

In dem Untersuchungsbericht, verfaßt vom höchsten juristischen Beamten der Regierung, wird die Rolle Almanssons in der Ebbe-Carlsson-Affäre beleuchtet. Damals hatten sich mit Wissen der Regierungsspitze private Fahnder in der Ermittlungsszene um den Mord an Olof Palme getummelt. Die Affäre hatte bereits zum Rücktritt der Justizministerin Anna-Greta Leijon geführt.

Das Urteil des Justizkanzlers über Almansson fällt extrem hart aus; ihm werden schwerwiegende Mängel in seiner Amtsführung vorgeworfen. So habe er von der Zusammenarbeit der Privatfahnder mit zwei Leuten von der Sicherheitspolizei gewußt, diese aber nicht unterbunden, sondern im Gegenteil gefördert. Durch sein Verhalten habe er nicht nur das Ansehen der Reichspolizei, sondern auch das der Sicherheitspolizei im In- und Ausland stark geschädigt.

In der bereits Monate dauernden Diskussion um Schuldzuweisungen in der Carlsson-Affäre wird Almansson auch vorgeworfen, daß er die damalige Justizministerin Leijon erst nach zwei Monaten über seinen Informationsstand informiert habe. Almansson seinerseits behauptet, er habe von Anfang an im direkten Auftrag der Justizministerin gehandelt.

Auch Starks Untersuchungsbericht wird inzwischen kritisiert, weil er alle Schuld bei Almansson fand und Ex -Justiministerin Leijon unbehelligt ließ.

Almansson, der alle Vorwürfe des Stark-Berichts gegen ihn am Mittwoch als „ungerechtfertigt“ zurückwies, braucht sich um seine Zukunft keine Sorgen zu machen. Er wird als politischer Sachverständiger der neuen Justizministerin Laila Freivalds unter die Arme greifen. Schließlich - so Bengt Johansson, Innenminister und neuerdings zuständig für den Polizeibereich - „verfügt Almansson über breite Erfahrungen“.