WESTBERLINER SCHLÄGERSTUNDE

■ Die Hitparade im Kulturenvergleich

... und hier ist sie wieder... zum 199. Mal ... aus Bääärlin ... Ihre ... Zett Dee Eff ... HIT-Parade...„

Dieses schleimige Hamstergrinsen von Dieter 'Thomas‘ Heck war perfekt, und gefühlvoll-grausam-grandios folgten die Auftritte des Deutschen Schlagerhimmels, Liebe und Leid etcetera. Donnernder Applaus und hysterisches Gekreische vom Intelligeizler-Publikum. Küßchen, Blumen, Küßchen, Blumen, Arm von Dieter 'Thomas‘ über die Schulter, ein Schwätzchen, was macht die neue Platte, wie geht's zu Haus, Klaps auf den Po, die nächste Ansage: „Und nun, meine Damen und Herren, erwartet Sie jemand, auf den ich mich ganz besonders freue, den viele von Ihnen schon lange erwartet haben, den Namen brauche ich Ihnen nicht zu nennen, hier ist...“ Christian, Howard, Marianne, Zug, Sand, Wein, Malaga usw. usf.

Leicht auslöschlich fräsen sich die Texte ins Gedächtnis der Republik. Kann die Linke umhin, in Erinnerung an das musikalische Rahmenprogramm von Lorenz bis Schleyer der Wehmeut anhein zu fallen.

Dazu besteht kein Grund. Gestützt auf Freddy („Hundert Mann und ein Befehl“) und Gitte („Ich mach Protest“) machen Autonome anderes Heimweh. Es ist alles schon da, dank des von einem gewissen Viktor Worms (Tel. 0130/4444) präsentierten deutsch-englischen MischMaschs namens Hitparade.

Was das internationale Wehrmachts-Fest (IFW) selbst betrifft, waren die musikalischen Eckdaten allerdings bereits festgelegt. Bezüglich des zwei Jahre dauernden anti -imperialistischen Schulungskurses in Sachen Globusunterdrückung war ein „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ anzustimmen, gefolgt von der Durchsuchungspolka „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid Ihr auch schon alle da?“, was eindeutig verneint werden muß. Merke: „Kreuzberger Nächte sind lang!“

Bert Bäxter