Preaching To The Converted

■ Jede Menge „good vibrations“ und nur ein ganz klein wenig Politik: Kontras Contras und Apartheid am Samstagabend in der ziemlich leeren HfT-Mensa: Es wurde viel getanzt

Am Anfang war die Atmosphäre relativ peinlich: nur ein versprengtes Häuflein BremerInnen verlor sich in der HfT -Mensa, als mit David Rudder & Charlies Roots der erste Teil der diesjährigen Solidaritätstournee der IGM-Jugend die Bühne bestieg. Es dauerte geraume Zeit, bis sich Fetenstimmung einstellte.

Am Überangebot an Politischem lags bestimmt nicht: Von Beginn an war klar, daß es mehr um gute Laune als um Statements ging. Und David Rudder, der neue Calypso-Star aus Trinidad, tat sein Bestes, um seine „vibra

tions“ unters Volk zu bringen: „We're gonna have a good time“, war die Botschaft seiner Songs. Zwar besang er auch die „children of the frontline“, aber seine Soca-Musik enthält wenig Politisches, entpuppt sich eher als unterhaltsam-dancefloor-mäßige Umsetzung von Rum, Sonne und Bewegungslust. Nicht anspruchsvoll, aber wirksam, wie die sich füllende Tanzfläche belegte.

Dramaturgisch nicht besonders geschickt hatte man das Ein -Personenstück des schwarzen Südafrikaners Maishe Maponya in die Mitte des Ablaufs gelegt. Mit dem Resultat, daß die sich gerade entwickelnde Stimmung eine Dämpfer bekam. Meinhard Zanger spielte Pieter Hannekom, den neu ernannten Chef des Sicherheitsministeriums, der in einer Mischung aus Fanatismus und Paranoia seine wahnwitzigen Pläne zur Abwehr der „schwarzen Bedrohung“ ins Publikum schleuderte: Das reichte von Sicherheitsschlössern, die Giftgas ausströmen bis hin zu elektronischen Überwachungssystemen. Ein gutgemeinter Versuch, die Psyche der Weißen in Südafrika darzustellen, der aber einen anderen Rahmen verdient gehabt hätte.

Nun lag es also an den Bhundu Boys aus Zimbabwe, und die fünf Musiker um den Frontmann Biggie Tembo gaben dem inzwischen etwas zahlreicher gewordenen Publikum genau das, was es er

wartete: schiere Partymusik, optimistisch und heiter. Ihr „Jit-Jive“ ist ein schneller, gitarrendominierter Stil mit einem eindeutigen Schwergewicht auf perkussiven Strukturen. Vielleicht liegt darin das Geheimnis ihres Erfolges: ihre Musik geht in die Beine, weil alle Instrumente rhythmische Floskeln gegenüber solistischen Exkursionen bevorzugen. Eine gewisse Eintönigkeit läßt sich dabei wohl nicht vermeiden, aber der Begeisterung im Publikum tat das verständlicherweise keinen Abbruch - nach einigen Anfangsschwierigkeiten ließ man/frau sich immer wieder zum obligaten „Murrururuh“ animieren.

Insgesamt sicher kein Glanzlicht gewerkschaftlicher Solidaritätsarbeit, aber immerhin eine wogende Fetenatmosphäre zum Abschluß.

JüS